Hinrich Schmidt-Henkel (Foto: Ebba Drolshagen)

Eugen-Helmlé-Preis 2015 für Hinrich Schmidt-Henkel

  07.09.2015 | 06:30 Uhr

Der mit 10.000 Euro ausgestattete Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2015 ist an Hinrich Schmidt-Henkel vergeben worden. Die Preisverleihung fand am Montagabend in der Aula von Sulzbach statt.

Hinrich Schmidt-Henkel (Foto: Ebba Drolshagen)
Hinrich Schmidt-Henkel (Foto: Ebba Drolshagen)

Jury-Beschluss

Eugen-Helmlé-Preis 2015 für Hinrich Schmidt-Henkel


Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und des Saarländischen Rundfunks geht im Jahr 2015 an den deutschen Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel. Das entschied die Jury Ende April.

Die Begründung der Jury

Hinrich Schmidt-Henkel taucht mit jeder Übersetzung in das Universum des Textes ein und liefert eine dem Original treue, dem Autor gegenüber loyale Version, ohne sich aber in der Wörtlichkeit einer Epoche oder eines gesellschaftlichen Kontexts zu verbarrikadieren. Sehr deutlich wird dies in seiner Auseinandersetzung mit dem Autor Louis-Ferdinand Céline. Die Übertragung einiger seiner Werke bedeutete nicht nur eine Konfrontation mit der Fremdsprache einer vergangenen Epoche – dem Französisch der 30er Jahre – sondern auch mit einem Roman, dessen Wortschatz, Syntax und Stil völlig auf den Kopf gestellt waren: Céline erschuf zerrissene, elliptische Sätze, eine synkopierte Sprache, verwendete Umgangssprache. Doch die größte Herausforderung für den Übersetzer war es, diese Kompositionskunst zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, diese Stimme, die permanent zwischen der klassizistischen Romansprache und den größten Unflätigkeiten oszilliert, ins Deutsche zu übertragen. Dieser sprachmusikalische Spagat ist Hinrich Schmidt-Henkel in faszinierender Weise gelungen.

Ebenso brillant übersetzte Schmidt-Henkel französische Zeitgenossen wie Jean Echenoz, Edouard Louis, Camille de Peretti oder Tanguy Viel, Philosophisches, Krimis oder historische Romane. „Die Kunst des Übersetzens“, so hat es Schmidt-Henkel einmal selbst gesagt, „besteht darin, so zu schreiben wie der Autor – aber mit den Mitteln der anderen Sprache. Es ist eine Kunst des Ersetzens.“

Nach einhelliger Meinung der Jury beherrscht Hinrich Schmidt-Henkel diese Kunst in höchstem Maße und wird so zu einem unersetzbaren Mittler zwischen den deutschen und französischen Literaturwelten.

Oswald Bubel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ME Saar: "Mit dem 'Eugen-Helmlé-Übersetzer-Preis' wollen wir dokumentieren, dass die besondere Beziehung zu unseren französischen Nachbarn und die kulturelle Verflechtung mit Frankreich ein Alleinstellungsmerkmal des Saarlandes sind, das gepflegt werden sollte. Deshalb ist die Stiftung gerne bereit, den Preis maßgeblich zu unterstützen".

SR-Intendant Professor Thomas Kleist sagte zum Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis: "Der Saarländische Rundfunk übersetzt täglich in seinen Programmen im Hörfunk, Fernsehen und Online französisches Geschehen ins Saarland und nach Deutschland, transferiert Vorgänge aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft Frankreichs zum besseren Verständnis des Nachbarn und des Zusammenlebens in der Großregion SaarLorLux in saarländische und deutsche Wohnzimmer. Unser Engagement für den Eugen-Helmlé-Preis unterstreicht im Bereich der Literatur unsere aus der saarländischen Historie gewachsene Aufgabe, Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich zu sein."

Der Sulzbacher Bürgermeister Michael Adam stellt fest: "Wenn es darum geht, dem anderen die Kultur des Nachbarn näher zu bringen, leisten Übersetzerinnen und Übersetzer einen wertvollen und sehr wichtigen Beitrag. Für die Stadt Sulzbach ist der Eugen-Helmlé-Übersetzer Preis von großer Bedeutung. Eugen Helmlé war in Sulzbach beheimatet und verwurzelt. Als Bürgermeister bin ich sehr stolz darauf, dass die Stadt Sulzbach einen ihrer großen Söhne ehren konnte, indem sie 2010 als dritter Partner den bisherigen Institutionen des Preises beigetreten ist."

Über den Preisträger

Hinrich Schmidt-Henkel wurde 1959 in Berlin geboren und studierte Germanistik und Romanistik an der Universität des Saarlandes. Seit 1987 arbeitet er als literarischer Übersetzer und überträgt Prosa, Lyrik, und Theaterstücke aus dem Französischen, Norwegischen und Italienischen ins Deutsche. Schmidt-Henkel ist Vorsitzender des Verbandes Deutschsprachiger Übersetzer Literarischer und Wissenschaftlicher Werke.

Die Jury

Die Jury des Eugen-Helmé-Übersetzerpreises 2015 bestand aus dem Autor und Übersetzer Hédi Kaddour sowie den Literaturjournalisten Christoph Vormweg (DLF) und Tilla Fuchs (SR).

Eine gemeinsame Pressemitteilung der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und des Saarländischen Rundfunks.


Hintergrund: Der Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis

Der Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis wurde 2004 zur Erinnerung an den bekannten Sulzbacher Übersetzer begründet. Seit 2005 vergeben die Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar) und der Saarländische Rundfunk diesen Preis gemeinsam an eine Übersetzerin oder einen Übersetzer für eine außergewöhnliche Übersetzungsleistung aus dem Deutschen ins Französische beziehungsweise aus dem Französischen ins Deutsche.

Preisverleihung traditionell am 7. September

Im Jahre 2010 kam die Stadt Sulzbach als dritter Partner dazu. Die Preissumme konnte damit von 6000 auf nun 10.000 Euro aufgestockt werden. Der Preis wird traditionell am 7. September, dem Geburtstag Eugen Helmlés, verliehen.


Die bisherigen Preisträger im Archiv:

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