Tobias Hans nach seiner Wiederwahl zum CDU-Landesvorsitzenden (Foto: picture alliance/Oliver Dietze/dpa)

Die Probezeit ist zu Ende

Eine Analyse von Janek Böffel   16.11.2019 | 21:15 Uhr

Tobias Hans ist am Samstag mit 98,4 Prozent der Stimmen als CDU-Vorsitzender im Saarland bestätigt worden - ein Jahr nach seiner Wahl. Der jüngste Ministerpräsident der Republik scheint fest im Sattel zu sitzen. Auch die Stellvertreter wurden mit starken Ergebnissen wiedergewählt. Was aber bedeuten diese Ergebnisse?

Als ziemlich genau um 12.57 Uhr in der Kultur- und Sporthalle in Theley Markus Uhl ans Mikrofon trat, um das Ergebnis für Tobias Hans zu verkünden, da ging doch tatsächlich ein überraschtes Raunen durch die Delegierten, die diesen Vormittag bis dahin doch eher emotionslos verbracht hatten. Doch dann tatsächlich Staunen angesichts dieses Ergebnisses, für das sie, die 310 Delegierten der CDU Saar, ja selbst gesorgt hatten. Aber das sie dann doch überraschte. 98,4 Prozent. Das ist selbst für die CDU Saar, die ihren Vorsitzenden traditionell wohlgesonnen ist, ein überragendes Ergebnis. Zumal für einen Vorsitzenden, der erst 41 und gerade einmal ein Jahr im Amt ist. Und der selbst scherzte, nun könne es ja nur schlechter werden.

Saar-CDU wirkt zufrieden mit ihrem Vorsitzenden

Nun darf man Ergebnisse - vor allem sehr gute Ergebnisse - bei der CDU tatsächlich nicht überbewerten. Wahlergebnisse von 90 Prozent und mehr zählen als erwartbar, mancherorts sogar als Pflicht. Aber 98,4 Prozent, das ist nicht nur eine Hausnummer, das ist auch ein Zeichen, dass die CDU Saar ihrem Vorsitzenden viel Vertrauen schenkt. Mit 95,5 Prozent war er damals vor einem Jahr in Neunkirchen, als Nachfolger der als Landesvorsitzende unumstrittenen Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt worden. Von Vertrauensvorschuss hatten damals viele gesprochen. Er selbst von „Probezeit“. Jetzt also scheint diese Probezeit vorbei, und seine Partei wirkt mehr als zufrieden.

Dabei war die Rede mit der er sich um dieses erneute Vertrauen beworben hatte, keine ganz große, kämpferische Rede, keine, die vor Visionen strotzte - eher eine engagierte Aufzählung des bisher unter seiner Führung in der Landesregierung Erreichten: Der Saarlandpakt zur Entlastung der Kommunen natürlich an vorderster Stelle. Aber auch die jüngste Nachricht, dass mit dem BSI, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, seit langem wieder eine Bundesoberbehörde eine Zweigstelle im Saarland eröffnet. Hans weiß, dass er diese Nachrichten braucht, um auch in der eigenen Partei zeigen zu können, wohin sein mantraartig vorgetragener Weg der Digitalisierung führen könnte. Nicht umsonst hatte er bei der BSI-Ansiedelung von einem Sechser im Lotto gesprochen - vielleicht ein bisschen auch für seine Agenda.

Nicht in Personaldebatten verzetteln

Natürlich ging es in seiner Rede auch um die großen bundes- und weltpolitischen Linien, den Klimaschutz, die AfD, die er als trojanisches Pferd in der bürgerlichen Mitte bezeichnete, und natürlich die eigene Partei, der er ins Stammbuch schrieb, sich nicht in Personaldebatten zu verzetteln. Vielleicht wirkte das auch auf die Delegierten, die am Ende nicht nur Hans selbst, sondern auch seine Stellvertretern mit Ergebnisse um die 98 Prozent bestätigen. Womöglich ist die Harmoniebedürftigkeit in dem Landesverband der CDU im Moment auch etwas größer als sonst, wo die ehemalige Landesvorsitzende Kramp-Karrenbauer gerade als Bundesvorsitzende knietief im innerparteilichen Wahlkampf zu stecken scheint.

Prüfstein wird die Landtagswahl 2022

Überhaupt, die Rede von Hans bei diesem Parteitag war vieles, nur keine Wahlkampfrede. Zur Halbzeit der großen Koalition im Saarland bleibt auch das als Erkenntnis dieses CDU-Parteitages. Wo sich auf der Arbeitsebene erste Streitpunkte zwischen den Koalitionspartnern auftun, hält sich Tobias Hans - wie im Übrigen auch seine potenzielle SPD-Herausforderin Anke Rehlinger - öffentlich zurück. Lobt im Gegenteil die Zusammenarbeit im Land, wo immer er gefragt wird.

Er weiß, noch ist die Zeit für Wahlkampf nicht gekommen. Er weiß aber auch, sein Prüfstein wird die Landtagswahl, auch wenn bis dahin, 2022, noch Zeit ist. Zeit, in die er nun Rückenwind mitnimmt. Wie gesagt: 98,4 Prozent von den eigenen Mitgliedern sind ein überragendes Ergebnis. Eines der besten, die je ein CDU-Vorsitzender im Saarland bekommen hat. Zählen wird am Ende aber nicht das Votum der CDU-Mitglieder, sondern das der Saarländer.

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