Ute Christensen im Interview (Foto: SR Fernsehen)

Schauspielerin äußert sich zu Wedel-Vorwürfen

Nadine Thielen / Onlinefassung: Axel Burmeister   07.03.2018 | 15:13 Uhr

Nach den Vorwürfen gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen sexueller Belästigungen von Schauspielerinnen hat sich nun eine Betroffene geäußert. Auf Einladung des Saarländischen Rundfunks berichtete Ute Christensen in Saarbrücken von ihren Erfahrungen mit dem Regisseur im Rahmen einer Produktion für den SR aus den Achtziger Jahren.

Es sind harte Wochen, die hinter der Schauspielerin Ute Christensen liegen. Seitdem sie in der ZEIT öffentlich gemacht hat, wie Regisseur Dieter Wedel sie sexuell belästigt und danach massiv unter Druck gesetzt haben soll. Fast 40 Jahre hatte sie geschwiegen, über das, was 1981 bei Dreharbeiten zur SR-Serie „Bretter, die die Welt bedeuten“ geschehen sein soll. Christensen spielte damals als 26-Jährige die Hauptrolle.

Mit Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus

Bei ihrem Besuch auf dem Halberg erzählt sie, wie Regisseur Wedel sie am damaligen Drehort in Bad Kissingen im Hotel geküsst habe. Als sie nicht weiter darauf einging, soll er sie immer wieder vor der Crew bloßgestellt haben. „Der Höhepunkt war dann, dass ich einen Brief bekam, in dem behauptet wurde, ich hätte gesagt, das sei eine scheiß-Serie und der Regisseur sei ein Scheiß-Regisseur“. Wedel habe sie auf die Bühne mit einem Scheinwerfer gestellt. Dort sollte sie sagen, dass das alles Lüge sei und er nie etwas von ihr wollte. „Ich weiß nur noch, dass ich Ausschlag kriegte und dann zusammengebrochen bin.“

Dokumente der damaligen Produktionsfirma und SR-Tochter Telefilm Saar belegen: Christensen wurde mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus gebracht. Sie war zu diesem Zeitpunkt im vierten Monat schwanger und verlor ihr ungeborenes Baby. Erst durch den Zeit-Bericht erfuhr Christensen, dass der SR von den Vorgängen rund um die Produktion „Bretter, die die Welt bedeuten“ gewusst hatte. „Das finde ich allerdings sehr beschämend. Man hat mich doch ziemlich allein gelassen. Ich dachte, das wusste nur die Crew, aber dass das der SR wusste - Nein.“ Trotzdem ist Christensen jetzt nach Saarbrücken gekommen, weil sie es gut findet, wie der Sender mit den Vorfällen umgeht. Der SR hatte Christensen eingeladen, um die Vorfälle von damals aufzuklären.

Raus aus den Gedanken

SR-Justitiar Bernd Radeck gehört zu der Task Force, die die Vorfälle aktuell aufarbeitet. „Was uns interessiert ist, wie haben sich der SR und die Telefilm Saar damals benommen. Und das ist ein schwieriges Bild, was sich da darstellt. Nach heutigem Verständnis, haben sie sich nicht wirklich gut benommen“, so Radeck.

Der Besuch beim Saarländischen Rundfunk habe vieles bei der Schauspielerin wieder aufgewühlt. Und trotzdem sagt sie, Wedel habe es nicht geschafft, sie zu brechen und ihre Karriere zu zerstören. „Ich bin ein glücklicher Mensch. Das einzige, was Wehmut macht, ist dass ich meine Tochter nicht zur Welt bringen konnte. Ansonsten ist Herr Wedel raus aus meinen Gedanken, weg aus allem.“

Über dieses Thema wurde auch in der Region am Mittag vom 07.03.2018 berichtet.

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