Tour de Kultur 2018: Windkraft-Wanderweg Weiskirchen (Foto: Simone Mir Haschemi)

Wandern zwischen Natur und Technik

Der Windkraft-Wanderweg bei Weiskirchen

Simone Mir Haschemi   11.07.2018 | 12:50 Uhr

Über 100 Kilometer markierter Wanderwege kann Weiskirchen aufbieten. Bei so viel Natur und schönstem Wald ausgerechnet gezielt rund um einen Windpark mit vier Windrädern zu wandern: Das erscheint erst mal wie eine ungewöhnliche Idee. Windräder sind schließlich nicht unumstritten, prägen sie die Landschaft optisch doch stark. SR 3-Reporterin Simone Mir Haschemi hat sich das einmal aus der Nähe angesehen.



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Werner Hero steht direkt unter einem imposanten Windrad. Aus der Nähe betrachtet schießt es schier unendlich weit hoch in den Himmel: Nackenstarre ist beim Hochschauen garantiert. „Sehen Sie, wir haben jetzt gerade doch ziemlich starken Wind hier, und man hört ja fast überhaupt nichts von den Windrädern!“, findet er. Die Geräusche, die das Windrad macht, wenn seine drei Blätter mit einem Gesamtdurchmesser von 115 Metern durch den Wind pflügen, sind hier am Anfang des Wanderwegs tatsächlich nicht zu hören.

Der Bürgermeister der Gemeinde Weiskirchen empfängt am Fuße des ersten Windrads in neonbunter Fahrrad-Montur. Hero ist vom Ort mit dem E-Bike durch den Wald hier hochgefahren. Das bietet sich an: Zum Windpark-Wanderweg führen gleich mehrere Wander- oder Fahrradwege aus Weiskirchen durch den dichten Wald. Ansonsten kann man auch mit dem Auto hierhin kommen, ziemlich genau hier am Wanderweg verläuft die Grenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz.

Manchmal sind sie gar nicht zu sehen

Tour de Kultur 2018: Windkraft-Wanderweg Weiskirchen (Foto: Simone Mir Haschemi)
Nicht immer zwischen den Bäumen zu sehen: die Windräder

Der Windpark in Weiskirchen liegt auf dem Schimmelkopf, der zweithöchsten Erhebung des Saarlandes. Entsprechend weithin sind die Windräder zu sehen. Das Erstaunliche ist: Wenn man erst einmal im Wald in unmittelbarer Nähe der Windräder ist, verschwinden sie manchmal sogar fast hinter den dichten Bäumen des Hochwaldes.

Die Wanderer beschweren sich offenbar auch nicht über die Windräder: „Ganz im Gegenteil“, sagt Bürgermeister Hero: „Es gab am Anfang ja sehr große Skepsis. Aber wir haben im Vorfeld Umfragen gemacht bei anderen Tourismus-Destinationen und haben immer nur die Rückmeldung bekommen, dass Wanderer Windrädern positiv gegenüberstehen.“ Und so war es dem Bürgermeister und der Hochwald-Touristik ein Anliegen, den recht jungen Weiskircher Windpark auch touristisch zu vermarkten.

1. Hälfte selbst für Kinderwagen geeignet

Tour de Kultur 2018: Windkraft-Wanderweg Weiskirchen (Foto: Simone Mir Haschemi)
Erläuterungen gibt es auch

Der Wanderweg rund um die vier Räder ist sechs Kilometer lang. Er ist in zwei Stunden locker zu schaffen, je nach Tempo auch deutlich schneller. Die erste Hälfte des Weges entlang der Windanlage ist ein breiter Waldweg, sodass auch Familien mit Kinderwagen die Windräder erkunden können. Die zweite Hälfte zum Ausgangspunkt zurück führt mehr querwaldein, über einen üppig bemoosten Waldboden und teilweise durch ein wenig Gehölz. Er ist durchweg sehr gut ausgeschildert und ohne nennenswerte Steigung. Wer hier nicht gut entlangkommt, kann einfach auf dem ersten, gut ausgebauten Teil des Weges zurück zum Ausgangspunkt gehen.

Auf sechs Info-Tafeln entlang des Weges können sich Wanderer über Windkraft allgemein und den Windpark auf dem Schimmelkopf informieren. Den Windrädern kommt man dabei ganz nah: Egal, wie man zu ihnen steht, sie sind aus nächster Nähe ausgesprochen beeindruckend und allein deshalb einen Besuch wert.

Ein ungewöhnliches Wandererlebnis

Der Windpark-Wanderweg in Weiskirchen ist damit aber etwas für Wanderer, die aufgeschlossen dafür sind, wenn Natur und Technik aufeinander treffen. Die vier Weiskircher Windräder sind bis zur Nabenmitte 143 Meter hoch. „Das ist schon eine gewaltige Höhe“, räumt auch Bürgermeister Werner Hero ein. Zu keinem Zeitpunkt auf der kurzen Wanderung lassen sie einen vergessen, dass hier von Menschenhand etwas Gewaltiges in die Natur gebaut wurde. Selbst wenn man im üppigen Wald gerade mal für einige Meter kein Windrad im direkten Blickfeld hat: Ab und zu hört man dann doch die Rotorblätter durch die Luft schneiden – kein lautes, aber ein so absolut gleichmäßig wiederkehrendes Geräusch, wie es sonst im Wald keines gibt.

Von Zeit zu Zeit eröffnen sich auf dem Wanderweg Perspektiven, die zeigen, wie ein Rotorblatt einen immer wiederkehrenden Schatten auf die Baumkronen wirft – auch dieser fast schon gespenstisch gleichmäßig. Das kann man irritierend finden – oder eben faszinierend. Ungewöhnlich ist das Wander-Erlebnis hier allemal.

Wer sich dafür öffnet, der wird eine zwar recht kurze, aber doch sehr eindrückliche Wanderung erleben. Und nebenbei dank der Info-Tafeln einiges über die Windanlage lernen.

Kontakt

Hochwald-Touristik
Haus des Gastes
Trierer Straße 21
66709 Weiskirchen
Tel.: (06876) 709-37
Fax: (06876) 709-38
E-Mail: hochwald-touristik@weiskirchen.de
www.weiskirchen.de

Öffnungszeiten

Der Wanderweg ist ganzjährig geöffnet. Auf festes Schuhwerk achten.

Eintritt

Der Eintritt ist frei.

Anfahrt

Von Saarbrücken aus nach Weis­kirchen zum Beispiel über die A 1 bis zur Ausfahrt Braunshausen, von dort über die L 329 bis Wadern und über de L 151 weiter bis Weiskirchen. Von Weiskirchen aus die L 151 weiter Richtung Zerf fahren und nach rund drei Kilometern rechts auf die L 368 abbiegen. Nach knapp zwei Kilometern auf der L 368 erscheint rechts ein Parkplatz und ein breiter Weg in den Wald hinein. Von dort noch einmal knapp zwei Kilometer in den Wald hochfahren, dort lässt sich am ersten Windrad parken.


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