Transmann Noah (Foto: SR/Lisa Krauser)

„Ich dachte lange, mit mir wäre irgendwas falsch“

Reporterin: Lisa Krauser / Onlinefassung: Markus Person   17.05.2023 | 16:00 Uhr

Am 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkei. Seit 1990 wird er jedes Jahr begangen und soll auf die Probleme aufmerksam machen und Vorurteil abbauen, die es noch immer gibt. Denn auch in Deutschland werden queere Menschen täglich beleidigt, ausgegrenzt und bedroht. SR-Reporterin Lisa Krauser hat anlässlich des Tages einen Saarländer getroffen, der transgender und bisexuell ist. Er hat von seinen Erfahrungen berichtet.

„Bei mir ist das so, dass ich das im Kleinkind- und Schulalter schon irgendwie unterbewusst gemerkt habe, aber nicht genauer einordnen konnte“, erzählt Noah Wissinger. In der Pubertät dann, so der heute 25-Jährige, sei es immer deutlicher geworden: Ich stecke im falschen Körper.

Noah hat weibliche Geschlechtsmerkmale, fühlt sich aber männlich. Sein Outing ist mittlerweile gut zehn Jahre her. Der Weg dorthin, erinnert sich Noah, war steinig. Denn damals war das Thema "Transidentität" noch nicht so verbreitet wie heute.

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"Ich dachte sehr lange, mit mir wäre da irgendetwas falsch"
Audio [SR 3, Lissa Krauser, 17.05.2023, Länge: 03:04 Min.]
"Ich dachte sehr lange, mit mir wäre da irgendetwas falsch"

Unterstützung durch die Familie und Freunde

Noahs Umfeld hat gut auf sein Outing reagiert. Seine Familie und sein Freundkreis unterstützen ihn. Auch eine Kinder- und Jugendtherapeutin hat Noah auf seinem Weg begleitet. Viele Gespräche hätten stattgefunden, sagt Noah, bis er sich dann auch dazu entschieden habe, seinen Namen zu ändern, Hormone einzunehmen und letztendlich auch eine Operation durchführen zu lassen.

Hohe rechtliche Hürden

Für die Namesänderung musste Noah einer Richterin und zwei medizinschen Gutachtern erklären, warum er das Gefühl hat, trans zu sein. Eine unangenehme Prozedur, bei der er viele persönliche und intime Fragen beantworten musste.

Was für Noah noch verpflichtend war, könnte immerhin in Zukunft einfacher werden. Denn durch das geplante Selbstbestimmungsgesetz sollen Trans-Menschen künftig ihr Geschlecht und ihren Namen mit einem Gang zum Standesamt ändern können - ohne psychologische Gutachten.

Anfeindungen für viele Trans-Menschen alltäglich

Noah selbst hat im Saarland noch keine Gewalt oder Anfeindungen erlebt. Aber er sei oft in Habachtstellung - zum Beispiel, wenn er abends mit seinem Freund in der Stadt unterwegs sei. Er sagt, die politische Richtung stimme, aber auf gesellschaftlicher Ebene habe er den Eindruck, dass immer mehr Stimmung gegen Trans-Menschen gemacht werde – was letztlich dann in Gewalt gegen diese Menschen münde.

Deshalb findet Noah, es brauch noch mehr Aufklärung. Nur so komme es auch in der Gesellschaft an, dass Transpersonen da sind, dazugehören, dass es einfach manche von uns gibt, die so sind und dass das einfach so ist.

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 17.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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