Macht Schokolade wirklich glücklich?
Nach einem stressigen Tag fühlen wir uns mit einem Stückchen Schokolade doch gleich besser, oder? Aber macht Schokolade wirklich gücklich? Gibt es vielleicht sogar wissenschaftliche Nachweise dafür? Und was wären Alternativen, wenn man keine Lust auf die Kalorien hat?
Glücklichmacher - aber nur in Mini-Dosierung
Ein Stück Schokolade in den Mund und schon sieht die Welt gleich etwas freundlicher aus. Macht Schokolade also glücklich? In Schokolade gibt es tatsächlich Stoffe, die glücklich machen. "In Kakao – einem der Hauptbestandteile von Schokolade – ist Phenylethylamin enthalten. Das ist ein Stoff, den wir ausschütten, wenn wir verliebt sind", sagt Dr. Philipp Kulas von der HNO Klinik am Universitätsklinikum in Homburg. Die Dosierung von Phenylethylamin in Schokolade sei allerdings sehr gering. Desweiteren enthält Schokolade auch Tryptofan, quasi einen Vorstoff des „Glückshormons“ Serotonin, aber auch dieser Stoff sei nur in sehr geringer Menge enthalten, sagt Kulas.
Auch aufputschendes Koffein findet sich in Schokolade. Doch auch hier hält sich die Dosierung in Grenzen. "Eine Tafel mit 100g hat im Schnitt etwa 50mg Koffein. Ein Espresso hat 80mg Koffein. Heißt: Um dieselbe Wirkung einer Tasse Espresso zu verspüren, müssten Sie ne ganze Tafel Schokolade essen,“ sagt der Mediziner.
Das Glücksgefühl entsteht im Kopf
Also macht Schokolade gar nicht glücklich? Ist alles nur ein Mythos? Jaein! Tatsächlich sind wir auf Schokolade konditioniert. Sie ist meist mit schönen Erinnerungen verbunden. Man bekommt sie als Geschenk, als Belohung, als Trost. "Wenn Sie gute Gedanken mit Schokolade verbinden, dann kann allein der Geruch oder das Brechen, das Knacken, Glücksgefühle verursacht", sagt der Mediziner.
Dass Schokolade glücklich macht, ist nach Stand der Wissenschaft also mehr Kopfsache und Gewohnheit. Doch: „In der Medizin sagen wir: Wer heilt, hat recht! Das heißt: Wenn sie glücklich macht, dann ist sie auch in irgendeiner Weise gesund. Aber eben nur in Maßen", so Kulas.
Heißhunger auf Schokolade
Doch bei eben diesem "in Maßen" liegt auch manchmal das Problem. Denn Schokolade ist auch ein Dickmacher. Wer kennt sie nicht, die plötzliche, überbordende Lust auf Schokolade, diese Heißhungerattacken. Ursache seien oft Schwankungen im Blutzuckerspiegel, sagt Lisa Wendel vom Ernährungzentrum Saar. Um dem vorzubeugen, sollten wir uns bei den Hauptmahlzeiten deshalb immer satt essen. Sattmacher Nummer eins sind Proteine, also Eiweiß, Fisch, Fleisch, Eier, Hülsenfrüchte.
Alternative und andere Helferlein
Zudem gebe es Alternativen bei einer Heißhunger-Attacke. Die Ernährungberaterin empfiehlt zum Beispiel Mandeln, Haselnüsse oder Erdnüsse oder ein hochwertiges Proteinprodukt wie beispeilsweise ein Eiweißshake.
Und wer eigentlich gar keine zusätzlichen Kalorien zu sich nehmen will, dem empfiehlt sie einfach die Zähne zu putzen. "Das funktioniert tatsächlich, weil der Minze-Geschmack hemmt das Ganze." Und da wir oftmals Hunger mit Durst verwechselten, helfe auch ein Glas Wasser.
Ein Stück fürs Glück
Wer nach all dem merkt: Ich hab immer noch Lust auf Schokolade, dürfe dem aber auch ruhig nachgeben, sagt Lisa Wendel. Aber natürlich in Maßen. Ihr Tipp: "Langsam ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen lassen. Nicht eine Tafel in fünf Minuten, sondern ein Stück." Das sei ein wunderbares Geschmackserlebnis.
Auch Thema auf SR 1 am 24.12.2020 in der Sendung 'Heiligabend im Saarland'.