Tätowiererin Isabel Weber hat das Organspender-Tattoo gestochen (Foto: SR 1 / Maureen Welter)

Spezielles Tattoo zeigt: Ich bin Organspender

  19.04.2023 | 06:02 Uhr

Der Verein „Junge Helden“ hat eine Tätowierung entworfen, die die Zustimmung zur Organspende sichtbar machen soll. Damit will man vor allem auf das Thema aufmerksam machen. Denn einen Organspendeausweis ersetzt das Tattoo nicht. Zwei Studios im Saarland machen bei der Aktion bereits mit. Jedes Studio entscheidet selbst, ob es kostenlos oder gegen eine Gebühr tätowiert.

Viele Schwerkranke warten dringend auf ein Spenderorgan. Doch es gibt zu wenig Spender. In Deutschland gilt nämlich die Zustimmungslösung, das bedeutet, dass man aktiv erklären muss, dass man nach seinem Tod Organe spenden will. Zum Beispiel in einer Patientenverfügung oder einem Organspendeausweis.

Andernfalls muss die Familie nach dem "mutmaßlichen Willen des Verstorbenen" entscheiden. Das ist schwierig, wenn man in der Familie nicht darüber gesprochen hat. Und auch für Ärzte verkompliziert es die Lage. Im Zweifelsfall wird eine Organspende dann oft abgelehnt.

Statement per Tattoo

Der gemeinnützige Verein "Junge Helden", der sich seit Jahren für das Thema Organspende einsetzt, hat sich deshalb überlegt: Man kann auch mit einem Tattoo seinen Willen zum Ausdruck bringen - und eine entsprechende Kampagne gestartet. Ein spezielles Symbol - zwei Halbkreise, die zu einem ganzen Kreis werden - macht deutlich: Ich will Organspender sein.

Organspende-Tattoo als Willenserklärung
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Organspende-Tattoo als Willenserklärung

In teilnehmenden Studios in ganz Deutschland kann man sich dieses Organspender-Tattoo stechen lassen. Jedes Studio entscheidet dabei selbst, ob es dies kostenlos oder gegen eine Gebühr tätowiert. Im Saarland machen bisher zwei Studios mit:

  • "Rosey El Munroe Tattoo Artist" in Wiesbach und
  • "Unblood Germany" in Saarbrücken

Wichtig: Angehörige informieren

Als Willenserklärung funktioniert das Tattoo jedoch nur, wenn die Familienangehörigen es kennen und wissen, was es bedeutet, erklärt Anna Barbara Sum vom Verein "Junge Helden": "Im Ernstfall werden immer die Angehörigen gefragt, wie der oder die Verstorbene zur Organspende stand. Wenn die wissen, da gab es das Tattoo, das die Zustimmung zur Organspende symbolisiert, kann auch genau so entschieden werden."

Darum sollte man trotz aller Scheu in der Familie unbedingt über das Thema sprechen und klar stellen, wie man in Sachen Organspende für sich selbst entschieden hat. Genau das ist auch das eigentliche Ziel der Tätowierungs-Kampagne: Aufmerksamkeit für das Thema Organspende schaffen und es zum Gesprächsthema machen.

Kein Ersatz für den Organspendeausweis

Das Tattoo ist aber nur ein Statement: Den Organspendeausweis ersetzt es nicht, erklärt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), genauso wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). "Ein Tattoo ist keine rechtsverbindliche Willenserklärung. Von daher ist es einem Organspendeausweis nicht gleichgesetzt", erklärt auch Dr. Konrad Schwarzkopf, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Saarbrücken.

Wer seine Organe spenden will, sollte daher seinen Willen in jedem Fall schriftlich festhalten und mit seiner Unterschrift dokumentieren. Zum Beispiel im Organspendeausweis. Darin kann man auch festlegen, welche Organe man spenden will und welche nicht. Der Organspendeausweis ist dann eine sogenannte rechtssichere Verfügung.

Auch wer das Tattoo trägt und es sich dann noch einmal anders überlegt, sollte das unbedingt schriftlich niederlegen und zusätzlich seine Angehörigen darüber informieren, damit sie im Fall des Falles Bescheid wissen.

Mehr zum Thema

junge-helden.org
Das Organspender-Tattoo
Hier findet man auch Informationen zu den teilnehmenden Tattoo-Studios


organspende-info.de
Informationen der BZgA zum Organspendeausweis
Hier kann man ihn auch online ausfüllen wie auch als Karte bestellen und mehr


Auch Thema in den Sendungen von SR 1 am 19.04.2023.

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