Matthias Maurers erster Außeneinsatz im All
Seit gut vier Monaten schon befindet sich Astronaut Matthias Maurer an Bord der Raumstation ISS, am Mittwoch durfte er zum ersten Mal nach draußen - zu einem mehrstündigen Außeneinsatz.
Seit Mitte November 2021 hat Astronaut Matthias Maurer den besten Platz mit Blick auf die Erde: Er lebt und arbeitet auf der Internationalen Raumstation ISS. Und das voraussichtlich noch bis Ende April. Damit wurde für den Saarländer bereits ein großer Lebenstraum Wirklichkeit. Jetzt hat sein Aufenthalt dort oben einen seiner Höhepunkte erreicht: Matthias Maurer durfte am 23. März die Raumstation zu seinem ersten Außeneinsatz verlassen!
Alles gut verlaufen
Ein Raum-Spaziergang war der Einsatz allerdings nicht, Maurer hatte vielmehr viel zu tun, so Hervé Stevenin. Er ist bei der ESA Trainer für Außenbordeinsätze und hat Matthias Maurer auf diese Aufgabe intensiv vorbereitet. 150 Stunden hat Maurer dafür trainiert. Und zwar unter Wasser im Hallenbad. Denn „genau so ist es, wenn du im Weltall schwebst“, erklärt Stevenin. Gerade diese Ähnlichkeit sei ideal, um lange Weltraumspaziergänge zu üben.
Maurers erster Außeneinsatz begann allerdings gleich mit einem Problem: Seine Helmkamera und das Helmlicht wackelten. Unter Anleitung der NASA-Bodenstation konnte beides aber befestigt werden. Dadurch begannen die übrigen Arbeiten mit einiger Verspätung.
Dabei hatte Maurer ein umfangreiches und sehr anstrengendes Arbeitspensum zu bewältigen. Zusammen mit seinem US-amerikanischen Kollegen Raja Chari sollte er Wartungsarbeiten an der Raumstation ausführen: Zahlreiche Kabel waren zu verlegen, ein sogenanntes Ethernetkabel wurde installiert sowie Strom- und Datenkabel zur Wissenschaftsplattform Bartolomeo verlegt; sie soll Datenübertragung in Hochgeschwindigkeit und einen einzigartigen Blick auf die Erde und in den Weltraum ermöglichen.
Reparaturen am Kühlsystem standen genauso auf dem Arbeitsplan wie die Befestigung einer Plane unter dem japanischen Modul, der Austausch einer Außenkamera durch ein neues hochauflösendes Gerät und anderes mehr.
Keine leichte Sache, denn es ist ganz schön schwierig, sich in dem steifen Raumanzug zu bewegen. Nach etwas zu greifen ist wie einen Tennisball zusammenzudrücken, erklärt Stevenin, und das ist draußen hunderte Male notwendig bei jedem Werkzeug. Und das sollte man nach Möglichkeit auch nicht verlieren, denn an Bord gibt es keinen Ersatz.
Die Sicherheit der Astronauten steht bei solchen Einsätzen natürlich an erster Stelle. Maurer war unter anderem mit einer Leine gesichert, die draußen an der Luftschleuse festgehakt wird. Im Notfall kann er sich daran zur Luftschleuse zurückziehen.
Eine fantastische Erfahrung
Rund sieben Stunden hat der gesamte Außeneinsatz gedauert und hat Maurer einmal um die komplette Station geführt. „Eine fantastische Erfahrung für ihn!“ so Stevenin - nachdem sich Maurer erst einmal an das einzigartige Gefühl gewöhnt hatte, 400 km über der Erde im freien Raum zu sein…
Durch seinen Helm sieht der Astronaut zwar nur seine Arbeit direkt vor ihm, aber Matthias Maurer hat dabei sicher auch manche Gelegenheit genutzt, sich umzudrehen, einen Blick auf die Erde zu werfen und das außergewöhnliche Panorama abzuspeichern.
Wasser im Helm
Maurers Einsatz ist planmäßig verlaufen. Dennoch tat sich auch am Ende ein Problem auf. Nach der Rückkehr in die Raumstation hat man entdeckt, so die US-Raumfahrtbehörde, dass sich in Matthias Maurers Helm Wasser angesammelt hatte. Der Astronaut sei aber nicht in Gefahr gewesen, so die NASA. Der Vorfall wird nun untersucht.
Der gesamte Außenbordeinsatz wurde von der NASA live übertragen. Maurer ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS. Auch seine Vorgänger Thomas Reiter (2006), Hans Schlegel (2008) und Alexander Gerst (2014) durften solch einen Außeneinsatz erleben.
Mehr über Maurer im All
Auch Thema in den Sendungen von SR 1 am 23. und 24.3.2022 .