Älterer Autofahrer (Foto: SR)

EU plant regelmäßigen Fahrtauglichkeitscheck für Senioren ab 70

Mit Informationen von dpa   27.04.2023 | 00:00 Uhr

Die EU plant eine Führerschein-Reform. Damit soll unter anderem die Verkehrssicherheit erhöht werden. In diesem Rahmen sollen auch neue Regeln für Senioren gelten.

Mehr Sicherheit im Straßenverkehr - das hat sich die EU zum Ziel gesetzt. Um die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken, ist sie dabei, neue Regeln für mehr Verkehrssicherheit aufzustellen. Dazu soll auch die Führerschein-Richtlinie überarbeitet werden.

Hintergrund ist, dass viele schwere Unfälle von Personen verursacht werden, die nicht fahrtauglich sind, sei es aus gesundheitlichen Gründen, wegen Drogenmissbrauchs oder anderer Einschränkungen.

Regelmäßige Fahrtauglichkeits-Prüfung ab 70 geplant

Die Pläne der EU sehen daher unter anderem vor, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ab dem 70. Lebensjahr alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen müssen, um ihren Führerschein zu behalten. Die EU-Staaten sollen dabei jeweils für sich entscheiden, ob dazu eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung durchgeführt werden soll oder ob die Senioren eine Selbsteinschätzung zu ihrer Fahrtauglichkeit ausfüllen sollen; auf deren Grundlage könnte die Führerscheinbehörde ggf. auch einen medizinischen Check anordnen.

EU-Führerschein (Foto: SR)

Neue Debatte um Senioren am Steuer

In zahlreichen EU-Staaten sind regelmäßige Checks für ältere Autofahrer bereits gängige Praxis. In Deutschland gilt die Fahrerlaubnis für Pkw und Motorräder lebenslang; ein verpflichtender Gesundheitscheck ist nur für LKW- und Busfahrer vorgeschrieben. Im Straßenverkehrsgesetz heißt es lediglich: 'Geeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen ist, wer die notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllt und nicht erheblich oder nicht wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften oder gegen Strafgesetze verstoßen hat.' Also auch, wenn mit dem Alter Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen wie auch die Beweglichkeit abnehmen, so wird dennoch niemandem vorgeschrieben, wann er seinen Führerschein abgeben sollte oder müsste.

Doch die EU-Pläne haben die Debatte um Senioren am Steuer wieder aufleben lassen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt eine Pflicht zum Fahrtauglichkeitscheck für Ältere ab; er setzt auf Eigenverantwortlichkeit.

Auch der ADAC spricht sich gegen geplante Maßnahmen, die sich auf ein bestimmtes Alter beziehen, aus. Er betont, ältere Autofahrer hätten in der Regel einen an die Situation angepassten und vorausschauenden Fahrstil, bei dem sie riskante Manöver meiden und mehr Abstand halten.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat erklärt, ältere Menschen seien unterproportional an Unfällen beteiligt: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind rund 22 Prozent der Bevölkerung in Deutschland 65 Jahre und älter. Diese Altersgruppe sei jedoch nur an 14,5 Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden beteiligt. Da die Leistungsfähigkeit aber ab einem Alter von 75 Jahren sinke, seien spätestens dann Maßnahmen zum Kompetenzerhalt sinnvoll, am besten auf freiwilliger Basis.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes besagen auch: Wenn ältere Menschen an einem Unfall beteiligt sind, dann haben sie ihn in den meisten Fällen auch verursacht. Und die Unfallfolgen sind durch die sinkende Widerstandskraft bei Älteren gravierender als bei jüngeren Menschen. Die Deutsche Verkehrswacht spricht sich deshalb für obligatorische 'Rückmeldefahrten' ab einem Alter von 75 Jahren aus. Das kann zum Beispiel eine Fahrstunde sein, bei der der Fahrlehrer dann Rückmeldung geben kann, wie es um die Fitness am Steuer bestellt ist. Ohne Konsequenzen für die Fahrerlaubnis.

Noch sind die EU-Pläne in Arbeit. Ob und wie sie sich letztendlich in der Gemeinschaft durchsetzen werden, ist derzeit noch offen.


Auch Thema am 27.04.2023 in der Sendung 'SR 1 - Die Morningshow'.

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