Hell erleuchtete Fenster in einem Bürokomplex (Foto: dpa)

Arbeitssucht schadet der Gesundheit

  11.04.2023 | 19:00 Uhr

Etwa jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland ist arbeitssüchtig. Mit gesundheitlichen Folgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der arbeitnehmernahen Hans-Böckler-Stiftung.

Wann ist man arbeitssüchtig?

Als arbeitssüchtig gilt man, wenn man exzessiv und zwanghaft arbeitet. "Exzessives Arbeiten ist so etwas wie, dass man ständig im Wettlauf mit der Zeit ist oder mehrere Dinge gleichzeitig tut", erklärt Beatrice van Berk vom BIBB, eine der Autorinnen der Studie. "Zwanghaftes Arbeiten ist, wenn man sich gleichzeitig verpflichtet fühlt, hart zu arbeiten, auch wenn es keinen Spaß macht, oder ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich frei nimmt."

Zum einen beeinflusse die Persönlichkeit der Betroffenen ihr Arbeitsverhalten, so van Berk, daneben seien es aber auch betriebliche Gründe, die dazu führten, dass Mitarbeiter exzessiv und zwanghaft arbeiten, zum Beispiel durch knappe Projekt-Deadlines oder auch Personalmangel ganz generell: "Wenn man den Job von anderem noch so ein bisschen mitmachen muss, dann ist man halt häufig im Wettlauf mit der Zeit und muss mehrere Dinge gleichzeitig tun."

Suchthaftes Arbeiten macht krank

Als Folge ihrer Arbeitssucht leiden die Betroffenen deutlich häufiger als andere Arbeitnehmer unter gesundheitlichen Problemen. Auch das zeigt die Studie. Dabei seien, so van Berk, vor allen Dingen psychosomatische Beschwerden problematisch, da sie häufig mit Depressionen und Burn-out verbunden seien und und die betroffenen Mitarbeiter dadurch länger ausfallen. "Wenn man dann an den Fachkräftemangel denkt, können wir es uns eigentlich nicht leisten, dass die Personen, die erwerbstätig sind, dann auch noch lange ausfallen", so van Berk.

Erholungszeiten sind wichtig

Die Studie hat auch signifikante Zusammenhänge zwischen der tatsächlichen Arbeitszeit und suchthaftem Arbeiten festgestellt. "Wer weniger als 35 Stunden arbeitet, hat ein signifikant geringeres Risiko, suchthaft zu arbeiten", so van Berk, "Wichtig ist, eine Betriebskultur zu haben, wo ein Feierabend auch ein Feierabend ist, also, dass man nicht erwartet, dass um 22 Uhr noch E-Mails beantwortet werden." Gleichzeitig sollte man im Betrieb Urlaubstage der Mitarbeitenden als Regenerationszeiten positiv bewerten.


Für die Studie wurden repräsentative Daten von gut 8000 Erwerbstätigen zu ihrem Arbeitsverhalten und ihrem Wohlbefinden ausgewertet, die in den Jahren 2017 und 2018 erhoben worden waren.

Das komplette Interview zum Nachhören:


Auch Thema am 11.04.2023 in der Sendung 'SR 1 - Stand der Dinge'.

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