Neue Zeckenart breitet sich aus
Zecken gesucht für RKI-Projekt
Die Zeckensaison beginnt. Und inzwischen findet man nicht mehr nur den gemeinen Holzbock. Auch die Auwaldzecke zum Beispiel ist längst bei uns heimisch geworden. Mit Hilfe der Bürger erstellt das RKI einen Zecken-Atlas für Deutschland, der zeigt, wo welche Arten verbreitet sind und welche Krankheiten sie übertragen können.
Auwaldzecke bei uns heimisch
Die Durchschnittstemperaturen bei uns steigen, und damit wird das Klima in unseren Regionen auch für Tiere annehmbar, die bislang noch nicht bei uns heimisch waren. So breitet sich zum Beispiel die Auwaldzecke immer weiter aus. Auch im Saarland ist sie schon aufgetreten. Ja, man muss davon ausgehen, dass sie inzwischen in ganz Deutschland heimisch ist, erklärt Dr. Peter Hagedorn vom Robert Koch-Institut in Berlin. Ursprünglich war sie hauptsächlich in der Bodensee Region vertreten, „inzwischen hat sie sich ausgebreitet bis nach Sylt.“
Dass sich die Auwaldzecke bei uns wohl fühlt, liegt unter anderem daran, dass ihr Wärme und Trockenheit weniger ausmachen als dem bei uns verbreiteten gemeinen Holzbock. Der legt seine Eier zum Beispiel einfach auf dem Boden ab, wo sie vertrocknen. Die Auwaldzecke dagegen legt ihre Eier in Höhlen von Wirtstieren ab, wo sie besser geschützt sind. Dadurch hat die Auwaldzecke mehr Nachkommen - und könnte so mit der Zeit bei uns verbreiteter sein als der Holzbock, so Dr. Hagedorn.
Die Auwaldzecke hat zudem Augen, die hell und dunkel unterscheiden können, und als Laufzecke auch die Angewohnheit, sich auf den anvisierten Wirt zuzubewegen, und das doppelt so schnell wie der Holzbock, der eher auf den Wirt wartet.
Ein Grund zur Sorge ist das aber nicht. Denn die Auwaldzecke interessiert sich eigentlich nicht für Menschen, sondern sucht sich lieber Wildschweine oder Hunde als Wirt. Nur sehr selten kommt es vor, dass sie auch Menschen sticht. Doch da alle Zecken auch Krankheitserreger in sich tragen können, sollte man auf jeden Fall vorsichtig sein, rät Dr. Hagedorn.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose sind die bekanntesten Krankheiten, die bei uns durch Zecken übertragen werden. Darüber hinaus können sie noch viele weitere Viren, Bakterien und Parasiten in sich tragen. Die Auwaldzecke überträgt andere Krankheitserreger als der gemeine Holzbock, zum Beispiel Borrelien und Rickettsien, (das ist der Erreger des Fleckfiebers,) Babesiose, (das ist die sogenannte Hundemalaria,) oder auch Pferdepiroplasmose. Sie kann aber auch FSME übertragen. Fälle des Omsker Hämorrhagischen Fiebers wurden bisher nur in Russland gemeldet. Mit der stärkeren Verbreitung der Auwaldzecke steigt aber auch die Möglichkeit, dass es bei uns eingeschleppt wird, so Hagedorn.
Bisher sind aber nach Aussage von Dr. Werner Meier vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland in unserer Region so gut wie keine Fälle aufgetreten. Trotzdem sollte man nach einem Zeckenstich auf unspezifische Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Rötungen von Gesicht, Schleim- und Bindehäuten, Erbrechen, Fieber und Nasenbluten achten. Schwere Verläufe sind aber sehr selten.
Ganzjährig auf Zecken achten
Inzwischen sollte man das ganze Jahr über auf Zecken achten, so Dr. Hagedorn. Denn der gemeine Holzbock und die Auwaldzecken sind zu verschiedenen Zeiten aktiv: der Holzbock vom Frühjahr bis zum Herbst, also etwa von März bis September/Oktober, die Auwaldzecke im Gegenzug von August/September bis März/April.
Trotzdem sollte man sich dadurch nicht von einem Spaziergang durch den Wald abhalten lassen. „In den Wald zu gehen und den Wald zu genießen ist viel wichtiger als Angst vor Zecken zu haben", betont Dr. Hagedorn.
Doch wenn der Hund zum Beispiel ein paar Zecken mit nach Hause bringt oder auch man selbst die eine oder andere Zecke entdeckt, dann kann man damit ein Projekt des Robert Koch Instituts (RKI) unterstützen:
Zecken-Atlas für Deutschland
Wie verbreitet welche Zeckenart in welcher Region ist und welche Krankheitserreger sie in sich trägt, ermittelt das RKI mit dem Projekt ZEPAK (Zecken und ihre Pathogene im Klimawandel). Die Ergebnisse fließen in den Zecken-Atlas für Deutschland ein.
Dafür bittet das Institut darum, ihm Zecken, die man findet, zuzusenden. Man sollte sie dazu zunächst in eine kleine verschließbare Plastiktüte stecken oder alternativ auf einem Blatt Papier mit Klebstreifen fixieren und dann zusammen mit einem Begleitbogen, der unter anderem über den Fundort Auskunft gibt, in einem Briefumschlag an das RKI senden. Alle Infos dazu wie auch den Begleitbogen findet man unter zepak-rki.de
Weitere Informationen
Auch Thema am 22.04.2022 in der Sendung 'SR 1 - Deine Eins!'