Tim Meyer hört als DFB-Teamarzt auf
Der langjährige Teamarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Tim Meyer, verabschiedet sich. Meyer, der auch ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken ist, hat das DFB-Team in fast 300 Spielen betreut.
Nach sechs Weltmeisterschaften und 21 Jahren hört Tim Meyer als Teamarzt der deutschen Fußball-Nationalelf auf. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mitteilte, geschieht dies auf Wunsch des 55 Jahre alten Sportmediziners von der Universität des Saarlandes. In Saarbrücken ist Meyer ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin.
Meyer: „Es war eine tolle Zeit“
Nach dem WM-Debakel von Katar und dem Rücktritt von DFB-Direktor Oliver Bierhoff verliert Bundestrainer Hansi Flick damit einen langjährigen Mitarbeiter. „Meine Wertschätzung für den Menschen und Mediziner Tim Meyer ist riesig. Seine Expertise und sein Know-how haben mich immer wieder verblüfft. Er wird uns fehlen als Arzt – und auch als Ratgeber sowie interessanter und kluger Gesprächspartner“, sagte Flick.
Tim Meyer gehörte schon unter Rudi Völler zur DFB-Auswahl und arbeitete später mit Jürgen Klinsmann und Joachim Löw bei 289 Länderspielen zusammen. „Es war eine tolle Zeit, für die ich dem Deutschen Fußball-Bund und allen Bundestrainern, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, unheimlich dankbar bin“, sagte er.
Highlight Brasilien
Sein persönlicher Höhepunkt: der WM-Triumph 2014 in Brasilien. „Ich will aber nicht sagen, dass die anderen Turniere uninteressant waren“, so Meyer zum SR. „Ich hatte das Glück, 2002 mit einem Turnier in Asien zu beginnen, was natürlich auch ein Abenteuer ist für einen jungen Arzt“.
Es folgten die Heim-WM 2006 und die WM 2010 mit der Geburt jener Mannschaft, die dann 2014 gewann. Die EM 2016 hätte das Team eigentlich auch gewinnen müssen, ist sich Meyer sicher. 2017 folgte noch der Sieg im Confederations Cup. „Es waren schon einige Turniere, die gut waren. Nach 2017, zugegeben, wurde es schlechter.“
Katar kein Auslöser
Sein Rücktritt als Teamarzt habe nichts mit dem Aus in Katar zu tun, betonte der Saarbrücker Sportmediziner. „Bereits vor der WM hatte ich mit meiner Frau besprochen, dass ich aufhören möchte, weil meine zeitliche Gesamtbelastung einfach an Grenzen stieß. Mit dem Vollzug wollte ich nicht in die Diskussionen der unmittelbaren Nach-WM-Zeiten geraten, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.“
Im SR-Interview fügte Meyer hinzu: „Bei dieser WM ist im medizinischen Bereich alles so gelaufen, wie man sich das vorstellt.“
Verantwortlich für Hygienekonzept
Viel Lob hatte Meyer auch als Verantwortlicher der Task Force für das Corona-Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga bekommen. Hier verweist er aber im SR-Interview auf seine Kollegen, die Infektionsepidemiologin Prof. Barbara Gärtner aus Homburg und den Orthopäden Prof. Werner Krutsch aus Nürnberg, die ebenfalls daran gearbeitet haben.
„Ich glaube, rückwirkend ist es wirklich gut gelaufen“, sagt Meyer, auch wenn es in der Situation selbst oft schwierig gewesen sei. Diese Arbeit habe sich auch auf die Nationalmannschaft ausgewirkt.
Mehr Zeit für Forschung
Was die Zukunft bringt? „Wir warten es erst einmal ab“, sagt Meyer. Er bleibt Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB und auch bei der UEFA. Künftig will er sich verstärkt in der internationalen Fußballforschung und -beratung engagieren.
„Wir haben ja auch mit unseren internationalen Studiengängen jede Menge zu tun und sehr viel Zuspruch“, sagt er mit Blick auf seine Arbeit in Saarbrücken. „Dem möchte ich mich gerne mehr als bislang widmen. Und ansonsten schauen wir mal, was da kommt.“
Wer Meyers Nachfolger als DFB-Teamarzt wird, steht noch nicht fest.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 10.01.2023 berichtet.