Darf ich die Spiele der Fußball-EM live im Büro verfolgen?
Einige Spiele bei der Fußball-EM werden bereits um 15.00 Uhr oder 18.00 Uhr angepfiffen. Für einige Berufstätige könnte es also eng werden mit dem Fußballabend auf der Couch, für andere ist der Feierabend dagegen noch in weiter Ferne. Dann einfach bei der Arbeit einschalten? Das könnte zu Problemen führen.
Der 5:1-Auftaktsieg der deutschen Nationalelf gegen Schottland bei der Fußball-EM hat Euphorie entfacht, nun sind die Augen auf die nächste Vorrundenbegegnung der DFB-Elf gerichtet. Am Mittwochabend steht dem Team um Trainer Julian Nagelsmann die Konkurrenz aus Ungarn gegenüber.
Los geht es bereits um 18.00 Uhr – nicht für alle Berufstätigen die ideale Uhrzeit. Das gilt auch für die Partien der EM, die um 15.00 Uhr angesetzt sind. Echte Fußballfans, die am liebsten alle Spiele des Turniers in Deutschland verfolgen wollen, stehen hier also vor einem Dilemma. Oder darf man auch im Büro per Live-Stream zuschauen?
Daraus werde wohl leider nichts, sagt der auf Arbeitsrecht spezialisierte Saarbrücker Anwalt Marwin Roth: "Sofern es der Arbeitgeber nach Rücksprache nicht ausdrücklich gestattet, gilt: Arbeitszeit dient, wie es der Name schon sagt, ausschließlich zum Arbeiten."
Fußballspiel im Büro verfolgen? Nur mit Zustimmung
Einen Anspruch darauf, die Spiele der Fußball-EM während der Arbeitszeit zu verfolgen, haben Arbeitnehmerinnen und -nehmer also nicht. Einige Arbeitgeber erlauben zwar grundsätzlich, das heißt ohne Rücksprache, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren dienstlichen Internetzugang auch privat nutzen – allerdings nicht, um ein mehr als 90-minütiges Fußballspiel live verfolgen zu können.
"Hier ist die Ablenkung einfach zu groß." In Ordnung gehen dürfte in dem Fall aber, ab und zu den Spielstand abzurufen oder den Verlauf der Partie in einem Live-Ticker nachzulesen. Wer allerdings doch heimlich streame, riskiere eine Abmahnung, Vorbelasteten drohe dabei im schlimmsten Fall die Kündigung.
"Ich würde daher dazu raten, mit dem oder der Vorgesetzten zu sprechen, möglicherweise geben diese ihr Einverständnis. Etwa unter der Bedingung, die dadurch versäumte Arbeitszeit nachzuholen", so Roth. Wer in einem Großraumbüro arbeitet, sollte sich außerdem das Ok der Kolleginnen und Kollegen einholen bzw. auf Kopfhörer zurückgreifen oder sein Gerät zumindest nicht auf volle Lautstärke drehen.
Trikots erlaubt, wenn sie nicht gegen Dresscode verstoßen
Dürfen Arbeitnehmerinnen und -nehmer zudem in Trikots erscheinen, wenn ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft – oder ein anderes für sie wichtiges EM-Spiel – ansteht? "Das hängt davon ab, ob es Bekleidungsvorschriften bzw. einen Dresscode gibt", erklärt Roth. Bei Kundenkontakt könnte Fankleidung die betrieblichen Interessen des Unternehmens beeinträchtigen und deshalb verboten werden.
Ansonsten gelte: Wer im Trikot auf der Arbeit erscheinen wolle, der sollte das eigentlich problemlos tun können.