Haken schlagen und Karotten knabbern - Wie man Kaninchen richtig hält
Wer ein Haustier adoptieren möchte, aber nicht so viel Zeit hat, entscheidet sich oft für ein Kleintier - so wie in vielen Fällen jetzt auch wieder zu Ostern geschehen. Aber auch Kaninchen und Meerschweinchen machen viel Arbeit und brauchen die richtige Pflege. Kleintier-Expertin Lea Cegelski vom Tierheim Dillingen erklärt, wie man Schlappohren und Schnuffelnasen richtig versorgt.
Um die Weihnachtszeit gibt es jedes Jahr vermehrt Anfragen an Tierheime - viele wollen für die Familie einen Hund oder eine Katze als Weihnachtsgeschenk besorgen. Dass das keine gute Idee ist, zeigen die überfüllten Tierheime. Oft unterschätzen die Käufer den Aufwand, oder einzelne Familienmitglieder kommen mit dem Tier nicht zurecht. Am Ende landen viele wieder im Tierheim.
Ein ähnliches Problem scheint es auch bei Kleintieren wie Kaninchen zu geben. Vermutlich, weil sie so gut zum Osterhasen passen, werden sie gerne zur Osterzeit verschenkt. Die Tierheime von Saarbrücken und Völklingen vermitteln über die Feiertage aber nur in Ausnahmefällen Nagetiere. Denn wer denkt, dass Kaninchen pflegeleicht sind und nicht viel brauchen, irrt sich.
Was es zu beachten gibt:
"Ein Kaninchen zu Ostern zu verschenken ist eine ganz schlechte Idee"
Lea Cegelski kennt sich mit den köttelnden Schnuffelnasen gut aus. Die 27-Jährige arbeitet seit 2017 im Hedwig-Trampert-Tierheim in Dillingen und ist ausgebildete Tierpflegerin. Seit mehreren Jahren ist sie für das Kleintierhaus zuständig - kümmert sich also um Meerschweinchen, Hamster, Mäuse und natürlich auch Kaninchen.
Wer mal eben schnell für Ostern ein Geschenk braucht, sei mit einem Tier falsch beraten. Da könne man "eher mal ein Buch über Kaninchen verschenken" sagt Cegelski. Um das Tier artgerecht halten zu können brauche es viel und intensive Vorbereitung - angefangen beim Platz.
1. Platz - Ein Käfig reicht bei Weitem nicht
Kaninchen und auch Meerschweinchen können laut der Expertin gut in Wohnungen gehalten werden. Wichtig sei, dass die Tiere eine abwechslungsreiche Umgebung haben. „In die Käfighaltung vermitteln wir gar nicht rein“, sagt Cegelski. Am besten solle man also kleine Areale zum Beispiel mit Gittern abstecken, in denen sich die Tiere frei bewegen können.
Laut dem Online-Portal "Kaninchenwiese" braucht man für zwei Kaninchen mindestens sechs Quadratmeter Grundfläche. Dabei müsse laut Cegelski verhindert werden, dass die Tiere Zugang zu giftigen Zimmerpflanzen und Kabeln haben. Wer kann, bietet den Tieren Platz im Freien an: „Ich liebe die Außenhaltung – es ist sehr schön und abwechslungsreich für die Kaninchen“, sagt die Tierpflegerin.
Was beim Außengehege wichtig ist:
- Untergrabungsschutz, damit sich die Tiere nicht freibuddeln können
- Überdachung, um Schutz vor Greifvögeln zu bieten
- am besten zusätzlich Stall bereitstellen
Unabhängig davon brauchen Kaninchen und auch Meerschweinchen immer die Gesellschaft von Artgenossen. Viele Tierheime vermitteln deshalb grundsätzlich keine einzelnen Kaninchen, es sei denn es ist ein Partnertier für ein bereits vorhandenes Kaninchen. Anders sieht es bei Einzelgängern wie Hamstern aus.
2. Herkunft - Tierheim, Zucht oder privat?
Die Wohnung und/oder der Garten sind gesichert und das Gehege aufgebaut - aber wo sollte man ein Kaninchen überhaupt adoptieren? "Am besten nimmt man es aus dem Tierheim", empfiehlt Lea Cegelski. So unterstütze man auch direkt die oft überfüllten Heime.
Und was ist mit privaten Anbietern? Cegelski empfiehlt hier immer eine Expertin zu Rate zu ziehen. Wer zum Beispiel ein neues Partnertier für sein Kaninchen braucht, könne immer bei Tierheimen nachfragen. In seltenen Fällen hilft Lea Cegelski sogar zwischen privaten Anbietern und Interessenten zu vermitteln. So sparen sich viele Tiere die stressige Zwischenstation im Tierheim. Manchmal kommt es auch vor, dass die Kaninchen von Freunden oder Familienmitgliedern, meist ungewollt, trächtig werden und Babys kriegen. Oft fragen die Besitzer dann im Bekanntenkreis und vermitteln die Baby-Tiere an Freunde. Für Lea Cegalski solle man auch hier vorsichtig sein und eine Expertin konsultieren - das gelte sowohl für die Interessenten, als auch die vermittelnden Personen. Neugeborene Tiere müssen laut Cegalski auch unbedingt ärztlich durchgecheckt werden.
Bei Züchtern solle man vorsichtig sein: "Züchter kann sich jeder schimpfen", sagt Cegelski. Fachmännische Zucht brauche es zwar, auch um die Arterhaltung der Tiere zu sichern. Mittlerweile gebe es aber zum Beispiel auch Qualzüchtungen, wie das Angorakaninchen. Laut dem Deutschen Tierschutzbund wurde die Rasse gezielt überzüchtet, um aus dem flauschigen Fell Wolle für Kleidung zu produzieren. Die Tiere können sich dann oft nicht mehr richtig saubermachen und leiden oft unter Entzündungen.
Wo man Kaninchen adoptieren kann:
- Tierheime haben immer Kleintiere, die ein neues Zuhause suchen
- private Anbieter können genutzt werden - am besten mit professioneller Beratung
- Vorsicht bei Züchtern, um zum Beispiel keine Qualzucht zu unterstützen
3. Futter - Frisches Gemüse statt trockene Pellets
Wenn das Kaninchen adoptiert und im neuen Heim untergebracht ist, braucht es natürlich noch die richtige Nahrung. Auch da kann man laut der Expertin viel falsch machen: "Es gib Trockenfutter, wo dann das orangene Stück quasi die Möhre und das grüne Kügelchen die Erbse sein soll. Das ist schön für die Industrie, aber fürs Kleintier ungeeignet." Am besten sei, wie beim Menschen auch, frisches Gemüse, wie Salat, Karotten und Paprika. Und ganz wichtig - Heu: "Das sollte 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen", sagt Cegelski.
Wasser darf natürlich auch nicht fehlen - entscheidend sei aber, wie man es den Tieren anbietet. Die bekannten Trinkflaschen, bei denen die Kaninchen mit der Zunge eine Metallkugel hochschieben müssen, seien ein No-Go: "Wenn ein Kaninchen Durst hat, dann hat es keine Lust, gegen so eine Metallkugel zu klappern, damit da zehn Tropfen rauskommen," erklärt Lea Cegelski. Kaninchen könnten mit mehreren Tränken oder Wassernäpfen am meisten anfangen.
- Trockenfutter vermeiden - wenn dann hochwertiges kaufen
- frisches Gemüse ist am besten und Heu
- Wasser nicht in Flaschen, sondern in Näpfen bereitstellen
4. Pflege und Vorsorge
Neben Gehege, Futter und Co. darf auch die weitere Pflege der kleinen Nager nicht unterschätzt werden. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt zum Beispiel, bei Zwergkaninchen das Einstreu mindestens einmal die Woche komplett auszutauschen. Wenn es im Gehege eine "Toilettenecke" gibt, sollte man diese täglich reinigen.
Auch die Kontrolle der Krallen und Zähne ist wichtig - beide wachsen nämlich ständig nach. Mit Ästen und Rindenstücken können die Tiere ihre Zähne aber gezielt abnutzen. Bei Fehlstellungen oder zu langen Zähnen sollte aber eine Tierärztin oder ein Tierarzt aufgesucht werden. Mehr Informationen, worauf bei der Gesundheit von Kaninchen zu achten ist, gibt es zum Beispiel online beim Deutschen Tierschutzbund.
Gute Vorsorge lohnt sich
Am Ende braucht es für die kleinen Tiere also viel Vorbereitung und Pflege: "Ein Kaninchen kann bis zu zwölf Jahre alt werden. Diese Zeit muss man sich genau überlegen", sagt Lea Cegelski. Wer sich die Mühe aber macht und sich gut um die Kleinen kümmert, kann eine schöne Zeit mit den pelzigen Gefährten haben.