Schulessen (Foto: dpa)

Was, wenn Kinder beim Schulessen wählerisch sind?

Annabell Brockhues / mit Informationen von Christine Alt   29.09.2016 | 21:09 Uhr

„Schwierigen Essern“ begegnet die Freiwillige Ganztagsschule Bexbach seit zwei Jahren mit mehr Mitbestimmung beim Essensplan und einer Ausbildung zum Ernährungsexperten. Ernährungswissenschaftlerin Sabine Schmidt weist daraufhin, dass man Kinder nicht dazu zwingen kann, bestimmte Sachen zu essen. Wichtig sei die Vorbildfunktion von Eltern und Erziehern.

Heftige Proteste gab es in der Freiwilligen Ganztagsschule Bexbach, sobald Fisch oder Vollkornprodukte auf der Speisekarte standen. Leiterin Ulrike Barth-Müller erinnert sich an Kommentare wie „Fisch stinkt“ oder „Das kann man nicht essen“. Heute sieht das anders aus.

Vor zwei Jahren wurde ein Projekt an der Schule initiiert, durch das rund 20 Grund- und Gemeinschaftsschüler pro Schuljahr einen Ernährungskurs belegen können und so zu kleinen Experten ausgebildet werden. Ernährungsberaterin Heike Dillinger erklärt zum Beispiel, wie viel man von welchen Lebensmitteln essen sollte – je praktischer, desto besser. So mahlen die Schüler zum Beispiel selbst die Dinkelkörner für ihr Müsli.

Der Kurs soll die Kinder nicht zu Alles-Essern machen – Ziel sei es, dass die Kinder Lust bekommen, Neues zu probieren. Außerdem dürfen die Ernährungsexperten den Speiseplan mitbestimmen. Laut Barth-Müller funktioniert das Projekt: „Wir diskutieren nicht mehr darüber, dass es mindestens einmal pro Woche Vollkornnudeln und Fisch gibt. Das wird deutlich besser angenommen.“

Kinder gucken sich Essgewohnheiten ab

„Schwierige Esser“ gibt es laut der Ernährungswissenschaftlerin Sabine Schmidt hauptsächlich aus Sicht der Erwachsenen: „Kinder essen das, was ihnen schmeckt und was ihnen angeboten wird. Und sie essen auch so, wie es ihnen angeboten wird.“ Essverhalten werde sehr früh gelernt. Wie andere Verhaltensweisen auch, gucken sich Kinder Essgewohnheiten vor allem bei ihren Eltern ab. Außerdem wird die sogenannte Essbiografie durch Rahmenbedingungen wie Ort, Zeit und Mitbestimmung geprägt.

Gute Rahmenbedingungen sind daher auch beim Essen in der Schule wichtig. Neben viel Ruhe und Zeit seien ausreichend Betreuungspersonen nötig, so Schmidt. Die Erzieher stünden vor einer Herausforderung, wenn Kinder bestimmte Sachen nicht essen wollen. Sie zum Essen zu zwingen funktioniere aber nicht. Die Erzieher müssten sich dessen bewusst sein, dass sie hauptsächlich für das Angebot zuständig sind – nicht, für das Essverhalten.

Über dieses Thema wurde in der Sendung "aktueller bericht" vom 29.09.2016 berichtet.

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