Zu Besuch in der Lebkuchen-Metropole Frankreichs
Im elsässischen Gertwiller dreht sich alles um Lebkuchen, nicht nur zur Weihnachtszeit. Der Winzerort gilt als die Lebkuchen-Metropole Frankreichs. Die Lebkuchen sehen allerdings anders aus als die berühmten Nürnberger Vorbilder – und schmecken auch anders.
In Gertwiller, 30 Kilometer südlich von Straßburg, weihnachtet es das ganze Jahr über. Und das schon sehr lange. 1768 eröffnete hier Karl Fortwenger aus Nürnberg eine Konditorei und brachte eine Spezialität aus seiner Heimat mit: Lebkuchen. Und sie werden heute noch hier gebacken.
Das Rezept für die Lebkuchen in Gertwiller unterscheidet sich allerdings von dem der berühmten Schwestern aus Nürnberg. Sie schmecken eher nach dem, was wir im Deutschen als Gewürzkuchen bezeichnen. Auf Französisch heißt die Leckerei „Pain d’épices“.
Roggenmehl, Honig und Zucker als Basis
"Die Zutaten sind anders", erklärt Konditor Steve Risch. "Wir verwenden in erster Linie Roggenmehl, kein Weizenmehl. Auch die Art, wie der Teig verarbeitet wird, ist anders. Und das sorgt dafür, dass unser Lebkuchen anders schmeckt."
Basis ist eine Mischung aus Mehl, Honig und Zucker, die sechs Wochen lagern muss, bevor der Teig weiterverarbeitet wird. Dazu kommen dann Hefe und typische Lebkuchengewürze mit Zimt, Muskatnuss und Gewürznelke.
Touristen kommen busweise nach Gertwiller
Dass in Gertwiller leckere Lebkuchen gebacken werden, ist weithin bekannt. Das ganze Jahr über kommen busweise Touristen, um sich einzudecken. Um das Jahr 1900 war der 900-Einwohner-Ort ein regelrechtes Lebkuchen-Imperium. Neun selbstständige Bäcker gab es damals.
Heute sind es in ganz Frankreich noch sieben oder acht Lebkuchenbäcker, zwei davon weiterhin in Gertwiller. Während einer ein eher kleiner Familienbetrieb ist, stellt Rischs Unternehmen mehrere Tonnen pro Tag her und exportiert fast in die ganze Welt.
Über dieses Thema berichtete die Sendung "Wir im Saarland - Grenzenlos" am 12.12.2022 im SR Fernsehen.