Greenpeace warnt vor Hochfahren von Reaktor in Cattenom
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt davor, im Atomkraftwerk Cattenom einen Reaktor wieder hochzufahren, in dem Risse festgestellt wurden. Der Betreiber EDF plane, den betroffenen Block im November vorläufig wieder in Betrieb zu nehmen - aber erst im März zu reparieren.
Greenpeace Luxemburg warnt vor dem überstürztem Wiederhochfahren eines Reaktors in Cattenom. Im betroffenen Block des Atomkraftwerks waren in diesem Jahr Risse in den Rohren des Kühlkreislaufs festgestellt worden. Diese sollen durch Korrosion entstanden sein. Der Block ist seit Längerem abgeschaltet.
Der Betreiber EDF plant laut Greenpeace, den Block im November vorläufig wieder in Betrieb zu nehmen, aber erst im März zu reparieren. Ein Experte der Umweltorganisation bezeichnete das als "skandalös".
Druck durch Energiekrise
Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN teilte auf SR-Anfrage mit, sie habe für den Block noch kein grünes Licht gegeben. Laut Greenpeace steht die Behörde aber wegen der Energiekrise zunehmend unter Druck.
Derzeit stehen drei der vier Reaktoren in Cattenom still. In Block 4 sind keine Spannungsrisse entdeckt worden. Greenpeace rechnet deshalb damit, dass er als erstes wieder hochgefahren wird.
Risse bei früheren Kontrollen nicht entdeckt
Der von den Rissen betroffene Block 3 war 2021 ein halbes Jahr lang Wartungsarbeiten unterzogen worden und hatte anschließend von der französischen Atomaufsicht grünes Licht für eine Laufzeitverlängerung um weitere zehn Jahre bekommen.
Bei diesen Wartungsarbeiten waren die Risse offenbar unentdeckt geblieben. Durch die von den Rissen betroffenen Rohre wird Borwasser zur Kühlung in den Reaktorkern geleitet.
Über dieses Thema berichten auch die SR-Hörfunknachrichten am 26.10.2022.