Generalstreik in Frankreich legt viele Alltagsbereiche lahm
In Frankreich waren am Dienstag die Beschäftigten aller Berufszweige zum Generalstreik aufgerufen. Schulen, Universitäten, der Gesundheitssektor, Unis, Handel, ÖPNV, Öffentlicher Dienst und auch der Energiesektor waren betroffen. Ob die Streiks fortgesetzt werden, ist unklar.
Vom interprofessionellen Streik in Frankreich ist auch die Nachbarregion in Lothringen betroffen. Die kommunistische Gewerkschaft CGT hatte zum Beispiel bei der staatlichen Eisenbahn SNCF in ganz Frankreich zu Gewerkschaftsversammlungen aufgerufen.
Proteste für mehr Lohn und Klimaschutz
Die Streiks richten sich gegen die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und die hohe Inflation, außerdem geht es um Lohnerhöhungen. So blockiert die CGT etwa einen Tarifabschluss beim Kraftstofflieferanten Totalenergies, dem die beiden Mehrheitsgewerkschaften dort zugestimmt hatten. Sieben Prozent und verschiedene Sonderprämien sieht dieser Abschluss vor, die CGT fordert zehn Prozent.
Darüber hinaus protestieren die Streikenden auch gegen die Politik der Regierung von Präsident Emmanuel Macron. Sie fordern die Rente mit 60, eine Preisbremse, eine Übergewinnsteuer für Konzerne und mehr Gewicht für den Klimaschutz.
Regionalverkehr beeinträchtigt
Im Bahnverkehr fuhr nur etwa jeder zweite TER-Regionalzug der SNCF, ähnlich sah es bei den Intercity-Zügen aus. Betroffen waren dabei in der Region vor allem die Verbindung zwischen Straßburg und Saargemünd sowie zwischen Metz und Forbach. Zwischen Saargemünd und Metz fuhren überhaupt keine Züge. Bis Mittwochvormittag muss hier noch mit Ausfällen gerechnet werden.
Fernverkehr soll normal laufen
Die internationalen Zugverbindungen über Straßburg und auch Saarbrücken fahren hingegen laut SNCF quasi normal. Es werden so gut wie alle internationalen Strecken bedient. Es empfiehlt sich aber, vorm Verlassen des Hauses den Fahrplan zu checken.
Saarbahn soll regulär fahren
Die Saarbahn hat nach eigenen Angaben die Zusicherung der SNCF, dass sie regulär nach Saargemünd fahren kann. Bis zum Nachmittag waren keine Störungen bekannt. Auch die grenzüberschreitenden Buslinien MS 1 von Sankt Avold nach Saarbrücken und MS 2 von Creutzwald nach Saarlouis sollen nach SR-Informationen fahren. Zur Linie 30 von Saarbrücken nach Forbach liegen bislang keine Informationen vor.
Da nach wie vor viele Busse ausfallen, steigen viele Berufspendler auf Autos um. Es muss also mit überfüllten Straßen und Autobahnen gerechnet werden, vor allem im Berufsverkehr.
Tankstellen zeitweise geschlossen
Darüber hinaus haben sich die Beschäftigten in weiteren Raffinerien dem Generalstreik angeschlossen. Derzeit haben viele Tankstellen zeitweise geschlossen oder bieten nicht jede Spritsorte an, nach Medienberichten sind rund 28 Prozent aller Tankstellen landesweit ohne Sprit.
Die Situation könnte sich in den kommenden beiden Tagen verschärfen. Die Regierung hat am Dienstag mehrfach streikendes Personal zum Dienst verpflichtet.
Behinderungen in Cattenom
Das Atomkraftwerk in Cattenom wird bereits seit mehr als zehn Tagen bestreikt. Die Beschäftigten fordern höhere Löhne. Durch den Streik wird das Wiederhochfahren von Block 1 um einige Tage verzögert. Das hat die Betreibergesellschaft EDF dem SR mitgeteilt.
Außerdem könnte die Produktionskapazität des einen Blocks, der derzeit am Netz ist, eingeschränkt werden. Erste Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber soll es heute geben. Am Eingang und auf den Straßen rund um das Kraftwerk kam es am Dienstag zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Landesweit werden elf Atomkraftwerke bestreikt.
Wie geht es weiter?
Vom Streik betroffen sind auch Schulen, die Müllabfuhr und sogar der private Gesundheits- und Pflegesektor. In Metz demonstrierten am Nachmittag nach Medienberichten rund 1400 Menschen. Der Zugang zur Chemieplattform in Carling war blockiert. Das Continental-Reifenwerk in Saargemünd wurde bereits seit der vorangegangenen Nacht bestreikt.
Wie es mit den Streikaktionen weitergeht, ist unklar. Die CGT hat für Dienstagabend eine Entscheidung bei den Raffinerie-Streiks angekündigt. Im Raum steht eine mögliche Verlängerung bis zu den Vacances de la Toussaint, den Allerheiligen-Ferien, die am 22. Oktober beginnen.
Über dieses Thema berichten auch die SR-Hörfunknachrichten am 18.10.2022.