Heizalternative Nah- und Fernwärme: Wie ist die Lage im Saarland?
Heizen in Deutschland soll klimafreundlicher werden. Neben dem Einsatz von Wärmepumpen setzt die Ampel-Koalition in Berlin dabei vor allem auf den Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen. Doch wie gut ist eigentlich die Versorgung im Saarland damit?
Auch wenn die Ampelkoalition in Berlin noch über die neue Ausgestaltung der Heizungsvorgaben ab 2024 streitet - klar ist: Man will eigentlich weg von rein fossilen Gas- und Ölheizungen. Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist bereits rasant gestiegen.
Das Bundeswirtschaftsministerium favorisiert in seinem Gesetzentwurf aber noch eine andere Alternative: den Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz. Während es sich bei Fernwärme im Sprachgebrauch meist um größere Netze über dutzende Kilometer handelt, sind Nahwärmenetze kleinere Einheiten - manchmal nur für einzelne Häuserblöcke. Rechtlich gibt es allerdings keinen Unterschied.
"Der Ausbau der Fernwärmenetze ist ein entscheidender Hebel für die Wärmewende", heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium. Gerade in Ballungsräumen sei das eine gute Option. "Jeder Fernwärmeanschluss spart den Einbau einer Wärmepumpe."
Welche Saar-Kommunen sind an Fernwärme angeschlossen?
Aus Sicht der saarländischen Landesregierung ist die Ausgangslage im eher ländlich geprägten Saarland allerdings nicht gerade einfach. Hauptsächlich geprägt wird die Fernwärmeversorgung durch das Netz im Großraum Saarbrücken und die Fernwärmeschiene Saar entlang der Industriegebiete an der Saar zwischen Fenne und Dillingen.
Beide Fernwärmenetze existieren bereits seit mehreren Jahrzehnten und werden kontinuierlich ausgebaut. In Saarbrücken sind nach Angaben von Energie SaarLorLux etwa 11.000 Privathaushalte, Industriebetriebe und öffentliche Einrichtungen wie die Universität angeschlossen. Über die Fernwärmeschiene Saar werden nach eigenen Angaben rund 13.500 Kunden versorgt.
Daneben gibt es nach Angaben der Landesregierung noch kleinere Lösungen in Lebach, Quierschied und Sulzbach.
Ausbau nach Saarbrücken-Burbach
Ein Ausbau des Fernwärmenetzes sei grundsätzlich möglich - vor allem durch eine Erweiterung an den Rändern der bestehenden Netze und durch eine Verdichtung, das heißt den Anschluss von Haushalten an das bestehende Netz, teilte Energie SaarLorLux mit.
Gut ausgebaut ist das Netz zum Beispiel im Saarbrücker Innenstadtbereich, auf dem Eschberg und Teilen von St. Arnual. Zudem wird derzeit eine neue Leitung nach Burbach gebaut, die Mitte des Jahres fertiggestellt sein soll. Anfang des Jahres wurde ein weiteres Projekt gestartet, in dem analysiert werden soll, wo eine Erweiterung des Wärmenetzes in Saarbrücken möglich und sinnvoll ist.
Die "Dorfheizung" für Fürth und Dörrenbach
Außerhalb Saarbrückens und der Industrieschiene entlang der Saar hingegen gibt es kaum Wärmenetze. Eine Ausnahme ist die "Dorfheizung" für Fürth und Dörrenbach - das Projekt einer Energiegenossenschaft, das erst vor wenigen Jahren in Betrieb ging.
240 Haushalte im Ottweiler Stadtteil Fürth und dem benachbarten Dörrenbach sind an dieses Nahwärmenetz angeschlossen, alleine 40 sind im vergangenen Jahr hinzu gekommen. Die Grundlast wird von zwei Biogasanlagen und einem Blockheizkraftwerk abgedeckt, für Lastspitzen gibt es noch zwei Heizkessel für Pellets und Holzhackschnitzel.
Bei der derzeitigen Anlagengröße könnten insgesamt etwa 400 Haushalte mit Wärme versorgt werden. Wichtigste Voraussetzung, damit dieses Bürgerprojekt überhaupt starten konnte, war großes Engagement. "Man braucht mehrere Menschen, die bereit sind, viel Detailarbeit zu übernehmen", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Energiegenossenschaft Fürth, Axel Haßdenteufel. Er war früher Ortsvorsteher in Fürth und hatte die Energiegenossenschaft mit initiiert.
Anschlusskosten: ca. 20.000 Euro
Mittlerweile kümmern sich 13 Personen - alle auf Minijob-Basis - rund um die Uhr um die Betreuung der Anlage. Umgerechnet auf den Ölpreis liegen die Betriebskosten bei etwa 1,20 Euro pro Liter - alle Wartungs- und Reparaturkosten mit eingeschlossen.
Eine große Hürde, das Netz zu erweitern, sind die vergleichsweise hohen Anschlusskosten. "Wir brauchen für einen Haushaltsanschluss derzeit rund 20.000 Euro. Da ist die Förderung schon mit eingerechnet", sagt Haßdenteufel.
Förderung des Bundes wohl zwingend notwendig
Genau diese Förderung ist aus Sicht der Landesregierung ein Knackpunkt, um die Wärmewende auch im Saarland voranzubringen. Programme wie die im September aufgelegte Bundesförderung für effiziente Wärmenetze seien hier ausschlaggebend. Die Landesregierung würde die Kommunen regelmäßig über neue Fördermöglichkeiten informieren.
Planung von Nahwärmenetzen derzeit sehr schwierig
Auch im St. Wendeler Land gab es durch die dortige Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) bereits diverse Anläufe, in mehreren Orten ein Nahwärmenetz aufzubauen. Letztlich mussten alle Projekte aber wieder begraben werden, da sich nicht genügend interessierte Haushalte fanden.
Und auch wenn kommunale Wärmenetze jetzt politisch stärker in den Fokus rücken - einen erneuten Anlauf kann sich der BEG-Vorsitzende Wolfgang Klein derzeit nicht vorstellen. "Im Moment ist die Lage sehr schwierig", sagt Klein. Die Preise explodierten an allen Ecken und Enden. "Man kann kaum planen und kalkulieren." Dabei könnten solche Nahwärme-Netze eine echte Chance bieten - insbesondere zum Beispiel für ältere, schlecht gedämmte Gebäude, bei denen andere alternative Heizarten zu Öl und Gas eher wenig in Frage kommen.
Fazit: Dort, wo die Netze bereits gut ausgebaut sind - etwa in großen Teilen von Saarbrücken, aber auch entlang der Fernwärmeschiene Saar - kann Fernwärme eine echte Alternative zum Erreichen der Klimaziele sein. Für den Ausbau im ländlichen Raum braucht es hingegen passende Förderinstrumente und voraussichtlich viel gemeinsames Engagement von Kommunen, Bürgern und Hausbesitzern.