Wagner Pizza: Gibt Nestlé die Kontrolle ab?
In die Produktion von Tiefkühlpizza von Wagner Pizza in Nonnweiler steigt ein Finanzinvestor ein. Das neue Unternehmen soll künftig von Nonnweiler aus verwaltet werden.
Der Name des neuen Teilhabers: PAI Partners. Die französische Investmentgesellschaft ist darauf spezialisiert, sich mit privat eingesammeltem Kapital (Private Equity) in Unternehmen einzukaufen, und zwar als Mehrheitseigner.
Bedeutung für Beschäftigte noch unklar
Bei Nestlé soll zwar ein Joint Venture entstehen, bei dem beide Partner die gleichen Anteile halten. Die Kontrolle über das Pizzageschäft von Wagner soll aber den Angaben zufolge der Investor übernehmen, Firmenzentrale soll Nonnweiler sein.
Zu dem neuen Unternehmen gehört auch das Werk im italienischen Benevento. Was das Joint Venture konkret für die rund 1500 Beschäftigten von Nestlé in Nonnweiler bedeutet, ist noch nicht klar.
Nestlé Wagner teilte dem SR auf Nachfrage mit, dass sich personell und auch baulich vorerst nichts in Nonnweiler ändern werde. „Wir wollen unser Pizzageschäft auf die Zukunft ausrichten und sind fest überzeugt, dass die Partnerschaft mit PAI die beste Grundlage bietet, um das volle Entwicklungspotenzial unseres Pizzageschäfts zu entfalten.“ Die Zusammenarbeit betreffe aber nur das Tiefkühlpizza-Geschäft in Europa, die USA seien davon ausgeschlossen, so Nestlé Wagner.
Gewerkschaft befürchtet Schwächung
Das sieht die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) ganz anders. Gerade sei die Schließung des Schöller-Speiseeiswerkes in Nürnberg mit 150 Mitarbeitenden bekanntgegeben worden. Es ist Teil eines weiteren Joint Venture, dass die PAI Partners mit Nestlé 2016 eingegangen war.
Heute ist Froneri Schöller (u. a. Eis für Landliebe, Milka, Toblerone) einer der weltweit größten Speiseeishersteller – auf Kosten der Mitarbeiter, so sieht es die Gewerkschaft. Tobias Wolfanger von der NGG befürchtet, „dass es bei Wagner genauso läuft“. Das Werk in Nonnweiler mit 1500 Mitarbeitenden sei das gewerkschaftlich bestorganisierte Werk innerhalb des Nestlé-Deutschland-Konzerns. Das wolle man sich nicht nehmen lassen.
Verträge schon in trockenen Tüchern
Bislang ist das Werk eine hundertprozentige Tochter der Nestlé Deutschland AG und wird vom Aufsichtsrat kontrolliert. Der wiederum setzt sich zu gleichen Teilen aus Arbeitgebern und Arbeitsnehmern zusammen. Mit dem Joint Venture von Nestlé Wagner und PAI Partners könnte sich das ändern, so die Befürchtung der NGG, weil dann die PAI Partners die Kontrolle über das Unternehmen haben wird.
Nestlé wird zwar stimmberechtigt sein, aber eine „nicht-kontrollierende Funktion“ einnehmen, wie das Unternehmen selbst mitteilte. Inwiefern Nestlé unternehmensorganisatorische Entscheidungen, wie zum Beispiel Personalbedarf, dem neuen Partner überlässt, wurde nicht mitgeteilt.
Die Verträge für das Joint Venture sind nach Angaben von Nestlé bereits in trockenen Tüchern. Zu den finanziellen Rahmenbedingungen wurden keine Angaben gemacht. Man müsse sich noch mit Betriebsrat und den Aufsichtsbehörden abstimmen, dann könne der Deal in der zweiten Jahreshälfte vollzogen werden.