"Zensus 2022" steht auf einem Tablet, mit dem Interviewer vor Ort die Haushaltsbefragungen durchführen. (Foto: picture alliance/dpa | Daniel Karmann)

Große Volkszählung gestartet

Thomas Braun   15.05.2022 | 11:24 Uhr

Wie viele Menschen leben im Saarland? Wie leben sie und was arbeiten sie? Um diese und andere Fragen geht es im Zensus, einer alle zehn Jahre stattfindenden Volkszählung, die am Sonntag gestartet ist. Die Teilnahme an der Befragung ist gesetzlich verpflichtend.

Viele Hauseigentümer hatten in den vergangenen Tagen bereits Post des Statistischen Landesamtes im Briefkasten - andere werden sie im Laufe der Woche noch bekommen. Die Befragung der 354.000 Haus- und Wohnungseigentümer sowie der Wohnungsunternehmen ist Teil des Zensus 2022.

Inventur der amtlichen Statistik

Diese Volkszählung, die seit 2011 europaweit alle zehn Jahre stattfinden soll, ist im Prinzip eine Inventur der amtlichen Statistik. Damit sollen die bekannten Daten abgeglichen und gegebenenfalls korrigiert werden.

Die Daten aus der Gebäude- und Wohnungszählung dienen laut Statistischem Amt zum Beispiel als Planungsgrundlage für künftige Bauvorhaben. Außerdem können dadurch auch Nettokaltmieten und Leerstandsquoten bundesweit verglichen werden.

Wer auf das erste Anschreiben nicht reagiert, weil er den Onlinefragebogen nicht ausfüllen will oder kann, wird laut Statistischem Amt im Juni erneut angeschrieben und erhält dann einen Papierfragebogen.

95.000 Saarländer werden persönlich durch Interviewer befragt

Der zweite Bestandteil des Zensus 2022 ist die Haushaltsbefragung, an der rund zehn Prozent der Bevölkerung - also etwa 95.000 Menschen im Saarland teilnehmen müssen. Es wird also nicht die gesamte Bevölkerung befragt, sondern nur eine ausreichend große Stichprobe, um die Daten aus den Melderegistern - wenn nötig - zu korrigieren.

Diese etwa fünf- bis zehnminütige Haushaltsbefragung findet durch persönliche Interviews an der Haustür statt. Der Termin wird vorher schriftlich angekündigt, zudem können sich die Interviewer ausweisen. Ein großer Teil der 95.000 befragten Personen wird zudem aufgefordert, anschließend online weitere Angaben zur Bildung und zur Erwerbstätigkeit zu machen.

Teilnahme gesetzlich verpflichtend - keine Weitergabe von Daten

Die Haushaltsbefragungen starten laut Statistischem Amt am 16. Mai und dauern bis in den November. Wer befragt wird, ist gesetzlich auch zur Auskunft verpflichtet. Wer trotz mehrmaliger Aufforderung die Fragen nicht beantwortet, dem droht ein Zwangsgeld.

Und auch wenn mit den Daten aus der Befragung die vorhandenen Daten aus den Melderegistern abgeglichen werden - ein Austausch von persönlichen Daten in beide Richtungen findet nicht statt. Laut Statistischen Amt besteht ein Rückspielverbot. Das heißt die Daten dürfen nicht an andere Behörden weitergegeben werden.

Gebäudeerhebung läuft unabhängig von Grundsteuerreform

Vor diesem Hintergrund verweist das Statistische Amt auch darauf, dass die Gebäudezählung im Zensus und die ebenfalls bald startende Umfrage im Rahmen der Grundsteuerreform zwei komplett unabhängige Verfahren sind.

Ergebnisse im November 2023 erwartet

Bis alle Daten erfasst, ausgewertet und aufbereitet sind, dauert es übrigens. Mit den Ergebnissen rechnet das Statistische Amt im November 2023.

Nach dem letzten Zensus 2011 musste die Einwohnerzahl im Saarland deutlich nach unten korrigiert werden und unterschritt erstmals seit Jahrzehnten die Millionengrenze. Ob ähnlich große Korrekturen auch nach der aktuellen Volkszählung zu erwarten sind? Dazu will das Statistische Amt keine Prognose abgeben. Angesichts der massiven gesellschaftspolitischen Veränderungen im vergangenen Jahrzehnt sei das nicht sinnvoll. "Man muss einfach die Ergebnisse abwarten", heißt es auf SR-Anfrage.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung „aktueller bericht“ im SR Fernsehen am 11.05.2022 berichtet.

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