Überwiegend Unterstützung für Corona-Pläne
Die Pläne der Landesregierung zu einer Verschärfung der Corona-Maßnahmen im Saarland treffen bei Wirtschaft und Wissenschaft auf Zustimmung. Die IHK und Virologe Rissland begrüßen die Beschlüsse. Kritik kommt hingegen vom Lehrerverband SLLV und vom Hotel- und Gaststättenverband.
Um der Fallzahlenentwicklung im Saarland Herr zu werden, will die Landesregierung die Corona-Maßnahmen im Saarland verschärfen. Die neuen Regelungen wurden am Dienstag im Ministerrat beschlossen. Sie sollen am Donnerstag in Kraft treten. Unter anderem gibt es massive Beschränkungen für Ungeimpfte.
Rissland bewertet geplante Maßnahmen positiv
Der Homburger Virologe Dr. Jürgen Rissland hat die geplanten Corona-Maßnahmen positiv bewertet. Die Landesregierung reize ihren Instrumentenkasten, der nach der jüngsten Änderung des Infektionsschutzgesetzes nicht mehr so groß sei, relativ weit aus. Nun müsse man prüfen, ob die Maßnahmen ausreichen und eventuell etwas nachsteuern.
Nach Risslands Einschätzung wäre es besser gewesen, schon früher zu solchen Maßnahmen zu greifen. Auf der anderen Seite müsse man auch Verständnis haben. „Politische Entscheider wägen nicht nur nach infektionsepidemiologischen Aspekten ab, sondern eben auch soziale und wirtschaftliche Faktoren.“
Lehr ruft zur Kontaktreduktion auf
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Saar-Uni, ist eher skeptisch, dass die Umstellung von 3G auf 2G und von 2G auf 2G Plus dazu beiträgt, die Fallzahlen deutlich zu senken. Impf-Unwillige könnten die Maßnahmen einfach umgehen, denn die Kontrollen seien viel zu schwierig, sagte Lehr im SR-Interview.
Wichtig sei, die Kontakte zu reduzieren, dabei seien nicht nur die Politik, sondern auch die Bürger gefragt. Lehr plädierte erneut für einen kurzen und konsequenten Lockdown, um die Zahlen schnellstmöglich zu senken. In dieser Zeit müsse man verstärkt impfen und boostern.
IHK wertet Pläne positiv
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland hat die angekündigten Maßnahmen im Grundsatz begrüßt. Für die Rechtsverordnung zur Umsetzung der angekündigten Maßnahmen fordert sie jedoch praktikable Vorgaben, die auch juristische und organisatorische Details regeln.
"Unsere Unternehmen müssen ganz genau wissen, woran sie sind und was sie konkret tun müssen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Zudem dürfe es nicht wieder zu einer einseitigen Lastenverteilung kommen.
Für den Fall, dass die Politik gegen Jahresende noch schärfere Maßnahmen bis hin zu einem erneuten Lockdown beschließen sollte, appelliert der IHK-Chef, diese frühzeitig anzukündigen und der Wirtschaft ausreichend Zeit zur Vorbereitung zu geben.
Für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Saar (Dehoga) kommen die neuen Regeln zwar nicht überraschend, aber zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Viele Firmen und Betriebe hätten zum Beispiel ihre Weihnachtsfeiern abgesagt, so Geschäftsführer Frank Hohrath. Die Politik müsse jetzt die Gastro-Branche schnell entlasten und die Hemmschwelle für Tests niedrig halten.
SLLV sieht mehr Handlungsbedarf
Dem Saarländischen Lehrerinnen und Lehrerverband (SLLV) gehen die Maßnahmen hingegen nicht weit genug. Bei den geplanten Änderungen würden alle Lebensbereiche ins Visier genommen und dort die Regelungen angepasst beziehungsweise verschärft, so die Landesvorsitzende Lisa Brausch.
"Nur an den Schulen soll alles bleiben wie es ist. Das kann doch nicht wirklich der endgültige Plan der Landesregierung sein." Eine solche Ignoranz gegenüber den Kindern und Jugendlichen sowie den Lehrkräften und allen weiteren Beschäftigten an Schulen sei nicht mehr nachvollziehbar.
Tägliche Testungen gefordert
Die zweimaligen Testungen in den Schulen sind nach Einschätzung des SLLV keinesfalls ausreichend, um Infektionen herauszufiltern. Notwendig seien stattdessen tägliche Testungen von allen Schülerinnen und Lehrkräften sowie weiterem Personal.
Außerdem fordert der Verband das Ausstellen tagesaktueller Testzertifikate für Schülerinnen und Schüler, weitreichendere Quarantäneregelungen für Schulklassen mit mehreren infizierten Personen sowie niedrigschwellige Impfangebote an den Schulen