Heizöl wird in den Heizöltank eines Mehrfamilienhauses gespiesen. (Foto: picture alliance/KEYSTONE | GAETAN BALLY)

Vorsicht bei der Heizöl-Lieferung

Caroline Uhl   21.06.2022 | 06:29 Uhr

Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht bei der Lieferung von Heizöl. So komme es hin und wieder zu Beschwerden, weil Kunden weniger Heizöl im Tank wiederfinden, als ihnen laut Rechnung geliefert wurde. Dem SR liegen zwei solcher Fälle vor.

Die Preise für Heizöl sind in diesem Jahr so hoch wie noch nie. Aktuell kostet der Liter im Schnitt fast 1,50 Euro. Umso wichtiger, dass Hausbesitzer bei der Lieferung darauf achten, dass keine Fehler passieren.

Sonst ist der Ärger groß, so wie bei Norbert Behle aus Saarbrücken: Er hatte im April Heizöl bestellt, bei einem überregionalen Anbieter aus Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen warb auf einem Vergleichsportal im Internet mit besonders günstigen Preisen.

Heizöl für 970 Euro fehlte

Die Lieferung ging dann aber anders vonstatten, als erwartet: Der Fahrer „kam eine halbe Stunde früher als verabredet in aller Herrgottsfrühe und verstrickte mich in seltsame Gespräche“, erinnert sich Behle. „Und als der weg war, stelle ich fest: Statt 2000 Liter hat er mir nur 1250 Liter getankt.“

Ablesen ließ sich das an der Anzeige am Öltank, die Behle vor und nach der Lieferung fotografiert hatte. Laut Anzeige fehlte Heizöl für 970 Euro, das auf dem Lieferschein aber vermerkt war und das Behle nach eigenen Angaben bei der Lieferung auch direkt bezahlt hatte.

Zwei Mal 500 Liter zu wenig

Ähnlich erging es Helmut Kribs aus Rheinland-Pfalz. Er hatte bei demselben Unternehmen Heizöl bestellt wie Behle: für sein Haus und für das seiner Mutter, insgesamt 2000 Liter. Doch nach der Lieferung stellte er fest, dass bei beiden Heizöl fehlte.

Kribs wandte sich an den Lieferanten: „Dann habe ich denen geschrieben, es fehlen 500 Liter bei mir und bei der Mutter. Die Reaktion von denen: Das kann nicht sein, die sind geeicht. Das passiert nicht.“

Die schriftliche Antwort an Kribs ist über ganze Absätze hinweg wortgleich mit der Antwort, die auch Behle von dem Unternehmen erhalten hat. Beide Schriftverkehre liegen dem SR vor. In beiden Fällen streitet das Unternehmen ein eigenes Fehlverhalten ab. Eine Anfrage des SR hat der Lieferant bisher unbeantwortet gelassen.

„Problem ist nicht neu“

Wie diese Differenzen zwischen Lieferschein und den Messungen der beiden Kunden zustande kommen, ist unklar. Ungereimtheiten dieser Art kommen aber offenbar immer wieder mal vor. „Das geschilderte Problem ist an sich nicht neu“, teilt der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH) dem SR mit.

Und die Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher, Leonora Holling, erzählt, dass ihr Verband es schon öfter mit Fällen zu tun gehabt habe, „wo sich Kunden darüber beschwert haben, dass sich die angeblich gelieferte Heizöl-Menge tatsächlich nicht im Tank wiederfand“.

Tipps für die sichere Heizöl-Lieferung

Im Nachgang aufklären lasse sich so etwas nur schwer, betont Holling. Umso wichtiger sei es, dass Verbraucher direkt bei der Heizöl-Lieferung aufpassten. Dazu gehört laut Experten:

  • Den Füllstand des Öltanks vor und nach der Lieferung zu dokumentieren.
  • Beim gesamten Tankvorgang sollte der Kunde beim Fahrzeug bleiben.
  • Die Messanlage am Tankfahrzeug braucht einen Eichstempel.
  • Am Tankfahrzeug selbst sollten Verbraucher prüfen, dass das Zählwerk vor Tankstart auf Null steht.
  • Im Schauglas am Tankfahrzeug muss immer Heizöl sichtbar sein und es dürfen sich keine Bläschen bilden.
  • Der Lieferschein sollte in Anwesenheit des Verbrauchers ausgedruckt werden und die letzte Zähleranzeige mit dem Abdruck übereinstimmen.
  • Der VEH wie auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz raten zu Lieferanten, die mit dem „RAL-Gütesiegel“ ausgezeichnet sind.

„Wenn man einen Verdacht hat, sollte man aber auch nicht scheuen, dann vielleicht mal den TÜV einzuschalten", ergänzt Holling. Der TÜV oder auch die Eichbehörden könnten allerdings nur Mängel oder gar Manipulationen am Tankfahrzeug direkt finden.

Wenn aber zum Beispiel vorausgetankt wurde, also der Zähler nicht bei null zu laufen begonnen hat, „das kann ich natürlich so nicht dokumentieren“, sagt Holling.

Viele Kunden prüfen Menge nicht

Wie häufig fehlerhafte Betankungen vorkommen, ist unklar. „Die überwiegende Mehrheit“ der Lieferanten „macht ihren Job ordnungsgemäß“, ist sich Holling sicher. Andererseits könnten die schwarzen Schafe aber auch davon profitieren, dass wohl viele Kunden die gelieferte Menge erst gar nicht überprüfen.

Helmut Kribs und Norbert Behle haben ihre eigenen Lehren gezogen: Sie wollen nicht mehr unbedingt beim billigsten Anbieter von auswärts bestellen, sondern lieber auf örtliche Lieferanten setzen.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 21.06.2022 berichtet.

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