Eine Frau steht im Supermarkt und vergleicht die Preise am Kühlregal. (Foto: picture alliance / pressefoto_korb | Micha Korb)

Preiserhöhungen für den Profit der Unternehmen?

Anne Staut / Kai Forst   17.12.2022 | 13:53 Uhr

Bei der saarländischen Verbraucherzentrale gehen derzeit immer mehr Beschwerden ein, weil sich die Preise etwa für Lebensmittel deutlich erhöhen. Allein mit steigenden Energiekosten lässt sich das nicht immer erklären. Das ifo-Institut geht davon aus, dass viele Unternehmen damit nur ihren Gewinn steigern wollen.

In vielen Bereichen erleben Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit deutliche Preissteigerungen. Nahrungsmittel seien etwa zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 um 20,3 Prozent teurer geworden, so die saarländische Verbraucherzentrale.

Im Saarland hatte die Inflation Ende Oktober etwa einen neuen Höchststand erreicht. Auch wenn die Inflationsrate laut Statistischem Landesamt Ende November wieder deutlich gesunken war, lag sie zu diesem Zeitpunkt immer noch bei 8,2 Prozent.

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Begründet werden die höheren Preise meist damit, dass die Kosten für Energie gestiegen sind. Das allein könne die hohe Inflation jedoch nicht erklären, so das Ergebnis einer Analyse des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in

Die Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen schienen vielmehr die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten, sagte der stellvertretende Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Joachim Ragnitz der Nachrichtenagentur Reuters. Eine aktuelle Studie des Instituts legt nahe, dass vor allem Unternehmen im Handel, in der Landwirtschaft und im Bau auf diesem Weg ihre Gewinnsituation verbessern wollen.

Billigere Produkte kaufen als Ausweg

Gegen übertriebene Preiserhöhungen kann aus Sicht von Ragnitz nur mehr Wettbewerb helfen. Verbraucher hätten zudem die Möglichkeit billigere Produkte zu kaufen, um die Gewinninflation zu dämpfen.

Für einen staatlichen Eingriff in die Preise sieht er hingegen keinen Grund. Um zur Senkung der Inflation beizutragen, müsse die Regierung auf breit angelegte Entlastungen für alle Haushalte verzichten und sich stattdessen auf besonders arme Haushalte konzentrieren.

Mehr Beschwerden bei Verbraucherzentrale

Auch die Verbraucher im Saarland beschäftigen die Preissteigerungen derzeit sehr. "Wir stellen fest, dass sich aktuell immer mehr Menschen bei uns über deutliche Preiserhöhungen beschweren", sagt Theresa Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale des Saarlandes.

Es gebe etwa viele Anfragen, warum verschiedene Discounter keine Preise mehr ans Lebensmittelregal schreiben würden, sondern stattdessen den Hinweis, dass die aktuellen Preise an der Kasse erfragt werden müssten.

Verbraucher melden Mogelpackungen

Bei der Verbraucherzentrale gingen auch Hinweise auf Mogelpackungen ein. "Verbraucherinnen und Verbraucher wiegen immer öfter den Inhalt von Lebensmittelverpackungen nach und beschweren sich, wenn das Gewicht nach unten abweicht. Diese Beschwerden sind in der anhaltenden Energiekrise deutlich mehr geworden." Die Verbraucherzentrale Hamburg sammelt in einer Mogelpackungsliste Beispiele für versteckte Preiserhöhungen.

Grundsätzlich dürften Händler ihre Preise selbst festlegen, so Ehl. Wie die Preise der Unternehmen gebildet würden, sei jedoch sehr intransparent. Um Mitnahmeeffekte und versteckte Preiserhöhungen zu verhindern, sei hier mehr Transparenz notwendig.

Tipps für den Einkauf

Auf ihrer Website hat die Saar-Verbraucherzentrale auch Tipps für den Einkauf zusammengestellt. Unter anderem empfiehlt sie Verbrauchern, auf Gemüse zurückzugreifen, das Saison hat und regional wächst.

Zudem könne man auf Butteralternativen zurückgreifen und Fleisch öfter durch pflanzliche Produkte wie etwa Hülsenfrüchte ersetzen.

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Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 17.12.2022 berichtet.


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