Ausbildung in Teilzeit – eine Chance nicht nur für Mütter
In Sachen Teilzeitausbildung steht das Saarland im bundesweiten Vergleich gut da. Wirklich bekannt ist das Modell deshalb aber nicht. Dabei könnte es für viele eine echte Alternative sein.
Felicia Bonaventura-Gurow steht im Friseursalon und sortiert Haarprodukte. Aktuell ist sie ist im zweiten Jahr ihrer dualen Ausbildung zur Friseurin. Das Besondere daran: Sie macht das in Teilzeit. „Ich war alleinerziehend und wollte einerseits Vorbild für mein Kind sein, damit wir auf eigenen Beinen stehen können. Andererseits wollte ich das auch für mich“, erklärt die 28-Jährige.
„Wir haben gute Erfahrungen gemacht“
Die Auszubildende erzählt, dass die Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle nicht einfach gewesen sei. Zunächst fand die Saarländerin nicht das richtige Fach für sich, dann wurde sie Mutter. Als sie schließlich wusste, was sie beruflich machen wollte, fand sie kein Unternehmen, das das Teilzeit-Modell mit ihr umsetzen wollte.
Bis sie dann vor zwei Jahren eine Ausbildungsstelle im Friseursalon TomCo in Saarbrücken bekam. „Es ist wichtig von Anfang an die Karten auf den Tisch zu legen“, sagt Felicia, Mutter einer zweijährigen Tochter.
TomCo-Geschäftsführer Denis Feith erklärt: „Wir haben damit wirklich gute Erfahrungen gemacht. In ihrem Fall ist es eine junge Mutter. Und auch da, finde ich, müssen wir uns ja alle öffnen, um gute Modelle zu finden und diese zu ermöglichen.“
Eine noch unbekannte Alternative
Bonaventura-Gurow ist eine von drei Auszubildenden im Betrieb, und die einzige in Teilzeit. Das bedeutet, dass sie 32 statt der regulären 40 Wochenstunden arbeitet. Ein Teil davon fällt auf die Lehrstunden in der Schule.
Heidrun Schulz, Chefin der Bundesagentur für Arbeit im Saarland, ergänzt: „Es ist vor allem dort sinnvoll, wo Lebensumstände der unterschiedlichsten Natur es nicht zulassen, dass man eine Vollzeitausbildung absolviert.“ Also etwa für alleinerziehende Mütter wie Bonaventura-Gurow oder für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Laut Schulz gehen die Unternehmen bei der Ausgestaltung der Ausbildung unterschiedlich vor. „Im Grunde trifft man eine individuelle und beidseitige Absprache zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Das sollte man dann entsprechend rückversichernd bei den Kammern eintragen lassen. Und die Betriebszeiten finden in Teilzeit statt, wobei sich die Gesamtzeit der Ausbildung entsprechend verlängern kann.“
So gut die Alternative aber auch sein mag, offenbar haben viele Betriebe und Auszubildende nur spärlichen Zugang zu Informationen. Und das, obwohl diese Art der Ausbildung schon seit 2005 im Berufsbildungsgesetz verankert ist.
Das Saarland an der Spitze
Informationen gibt es dazu bei der Bundesagentur für Arbeit, in den Jobcentern und bei den unterschiedlichen Berufskammern. Heidrun Schulz sagt, dass sich aktuell 96 der insgesamt etwa 3000 Auszubildenden in Teilzeit befinden. „Damit liegt das Saarland bundesweit im Anteil zwar nicht hoch, aber an der Spitze.“ Leider wachse die Zahl auch nur langsam, so Schulz.
Bonaventura-Gurow zählt zu dieser raren Gruppe. Während sie im Salon vor hunderten Shampoo-Flaschen und Kosmetikartikeln steht, zeigt sie sich motiviert. Sie möchte ihre Ausbildung, trotz der verkürzten Wochenzeit, in den regulären drei Jahren abschließen. Danach will sie mit den Stunden so weitermachen – also auch nach der Ausbildung in Teilzeit arbeiten.