Saar-Kinderärzte empfehlen Coronaimpfung ab 12
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland schließt sich der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) an, auch Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gegen Covid-19 zu impfen. Die Stiko hatte zuvor nach langwieriger Diskussion eine entsprechende Empfehlung abgegeben.
Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten aus den USA komme man zu der Einschätzung, „dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen“, teilte die Ständige Impfkommission am Montag mit und berief sich auf einen Beschlussentwurf.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland schließt sich dieser Stiko-Empfehlung an. Verbandssprecher Benedikt Brixius sagte dem SR, die Entscheidung habe sich im Vorfeld abgezeichnet. Die Kinderärzte würden die Stiko-Empfehlung nun auch an die Eltern weitergeben.
Großer Beratungsaufwand
Impfstoff sei ausreichend vorhanden, sagte Brixius. Der Beratungsaufwand werde aber weiter groß bleiben. Der Verbandssprecher appellierte erneut an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen. Nur so könne ein erneuter Lockdown verhindert werden.
Bereits vor der Stiko-Empfehlung hat im Saarland gut ein Viertel der 12- bis 17-Jährigen eine erste Corona-Impfung erhalten. 12,5 Prozent aus dieser Altersgruppe sind laut Robert Koch-Instituts vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
Impfungen bei Kinderärzten möglich
Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) begrüßte die Entscheidung, auch wenn sie sich eine frühere Empfehlung erhofft hatte. Das Saarland habe bereits seit einiger Zeit ein Impfangebot für alle Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren nach ärztlicher Aufklärung und dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten vorgehalten.
"Wir werden Impfungen in den Impfzentren, bei den Hausärzten, bei den Fachärzten, aber vor allen Dingen auch bei den Kinderärzten anbieten", sagte die CDU-Politikerin im SR-Interview. Außerdem könnten die Jugendlichen auch Sonderimpfaktionen etwa in Einkaufszentren nutzen. Ob es auch Sonderimpfaktionen an Schulen geben wird, ist derzeit noch unklar.
Die Gesundheitsministerin empfiehlt, dass die 12- bis 16-Jährigen in Begleitung eines Erziehungsberechtigten geimpft werden. Außerdem sei eine Aufklärung durch die zuständigen Ärzte wichtig.
Massive Kritik an Impfkampagne
Zuvor hatte es aus der Fachwelt teils massive Kritik an der geplanten Impfkampagne der Gesundheitsminister für Kinder und Jugendliche gegeben. Der Homburger Infektiologe Arne Simon etwa hatte im SR-Interview gesagt, Kinder würden von den Impfungen nicht in gleichem Maße profitieren wie Erwachsene. Das Coronavirus sei für sie nicht gefährlicher als viele andere Infektionen.
Die Stiko teilte anlässlich ihrer Empfehlung mit, die inzwischen dominierende Delta-Variante des Virus stelle ein deutlich höheres Risiko für eine Coronainfektion bei Kindern und Jugendlichen dar. Zu Langzeitfolgen (Long-Covid) gebe es weiter nicht genug Daten.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 16.08.2021 berichtet.