Stahlproduktion: Konverter beim Befüllen (Foto: Pressefoto/AG der Dillinger Hüttenwerke)

Stahlindustrie will im Saarland 3,5 Milliarden Euro investieren

  02.12.2022 | 20:10 Uhr

Mit insgesamt 3,5 Milliarden Euro will die saarländische Stahlindustrie den Transformationsprozess hin zu CO2-armem, grünem Stahl angehen. Ministerpräsidentin Rehlinger spricht von einem Meilenstein. Allerdings sind dafür Fördermittel von Land, Bund und der EU nötig.

Für den Umbau zur CO2-neutralen Produktion will die Stahlindustrie im Saarland 3,5 Milliarden Euro investieren. Das haben Geschäftsführung und Aufsichtsräte der Stahl-Holding-Saar (SHS), von Saarstahl und der Dillinger Hütte sowie das Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar beschlossen. Die Pläne dafür waren schon im Juni bekannt gegeben worden.

Video [aktueller bericht, 02.12.2022, Länge: 2:59 Min.]
Saarländische Stahlindustrie will 3,5 Mrd. in Transformationsprozess investieren

Produktionsstart in fünf Jahren

Ab 2027 sollen im Saarland jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2-armer Stahl produziert und damit 4,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Die Investitionen stehen allerdings unter Vorbehalt öffentlicher Förderungen von Bund, Land und EU. Im SR sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der SHS, Karl-Ulrich Köhler, man brauche mindestens eine Förderung in Höhe von 60 Prozent der Gesamtsumme.

Die notwendigen Unterlagen dafür seien eingereicht, teilte die Montan-Stiftung-Saar mit, der Genehmigungsprozess sei aber noch nicht abgeschlossen. Man zeigte sich aber optimistisch.  

Luftbild der Dillinger Hütte (Foto: IMAGO / Hans Blossey)
Luftbild der Dillinger Hütte

In Völklingen soll neben der etablierten Hochofen-Route eine neue Produktion mit einem Elektro-Lichtbogenofen (EAF) entstehen. Ein weiterer EAF ist auf dem Dillinger-Werksgelände geplant, daneben eine Direkt-Reduktionsanlage (DRI) zur Herstellung von Eisenschwamm. Der so produzierte Stahl soll als „Pure Steel +“ vermarktet werden.

Störmer: Saarland geht voran

„Mit dieser Entscheidung geht die saarländische Stahlindustrie voran und wird zum Vorreiter der CO2-Einsparung“, erklärte der Vorsitzende des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar und Vorsitzende der Aufsichtsräte von SHS, Saarstahl und Dillinger, Reinhard Störmer. „Mit diesem Konzept können unsere Stahlunternehmen den Wandel hin zu einer grünen Wirtschaftsregion Saar maßgeblich fördern.“

Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte und stellvertretender Vorsitzender in den Völklinger und Dillinger Aufsichtsräten, sieht in dem Beschluss einen wichtigen Schritt. „Die Transformation, die auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt, bietet große Chancen für eine sozial-ökologisch ausgerichtete Wertschöpfung mit nachhaltigen Beschäftigungsperspektiven im Saarland.“

Rehlinger sieht „Meilenstein“

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezeichnete den Umbau der Stahlindustrie als Meilenstein für den Schutz der Arbeitsplätze und des Klimas. „Wir stehen vor der vermutlich größten Investition in der Geschichte des Saarlandes und einem der größten Transformationsprojekte Europas. Dieser technologische Wandel wird ein enormer gemeinsamer Kraftakt von Unternehmen, Bund und Land.“

Wirtschaftsminister Jürgen Barke ergänzte, es sei eine der wichtigsten Zukunftsentscheidungen des Landes - und die Regierung stehe bereit, das Projekt im größtmöglichen Umfang maßgeblich finanziell und administrativ zu unterstützen.

CDU fordert Zusagen aus Berlin ein

Die CDU-Fraktion im Saarland bezeichnete die Entscheidung als einen guten Tag für das Saarland. Jetzt müsse aber auch die Landesregierung liefern und dafür sorgen, dass die notwendigen finanziellen Zusagen aus Berlin endlich kämen, sagte Fraktionschef Stephan Toscani.

Arbeitskammer und IHK positiv

Die Arbeitskammer sieht durch die Investitionsentscheidung die Zukunft der 12.000 Beschäftigten in der Stahlbranche gesichert. Sie werde zudem zum "Herzstück der Wasserstoffwirtschaft im Saarland", sagte Arbeitskammer-Vorstand Jörg Caspar. Er hofft darauf, dass entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette neue Anwendungsgebiete und Geschäftsmodelle entstehen - und sie so auch zu einem Beschäftigungsmotor im Saarland werden kann.

Auch die Industrie- und Handelskammer sieht darin "eine Entscheidung von historischer Dimension", so IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé. Auch er hofft, dass Bundesregierung und EU rasch die notwendige öffentliche Förderung auf den Weg bringen und die geplante Unterstützung aus dem Transformationsdfonds seitens der Landesregierung auf den Weg gebracht wird.

Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 02.12.2022.

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