Die letzten beiden Zelte an der Westspange (Foto: SR/Lisa Krauser)

Arbeitskreis soll sich mit Wohnungslosen befassen

mit Informationen von Sabine Wachs   01.02.2023 | 16:44 Uhr

Die Räumung der Obdachlosenzelte an der Westspange in Saarbrücken Mitte Januar hat seither für viele Diskussionen gesorgt. Am Mittwoch gab es nun einen runden Tisch, an dem die Stadt, das Land, der Regionalverband und Vertreter von Hilfseinrichtungen teilgenommen haben. Dabei wurden erste Ergebnisse erzielt.

Am Morgen des 16. Januar 2023 hatte die Landeshauptstadt Zelte von Obdachlosen vor der Saarbrücker Wärmestube räumen lassen. Die Stadt begründete ihr Vorgehen unter anderem damit, dass Wildcamping im öffentlichen Raum verboten sei.

An der Räumung gab es viel Kritik. Unter anderem hatten wenige Tage nach dem Vorfall rund 70 Menschen vor dem Saarbrücker Rathaus ihrem Ärger über den Umgang der Stadt mit den Obdachlosen Luft gemacht.

Runder Tisch befasste sich mit geräumten Obdachlosenzelten
Audio [SR 3, Sabine Wachs, 01.02.2023, Länge: 02:59 Min.]
Runder Tisch befasste sich mit geräumten Obdachlosenzelten

Am Mittwoch hat sich nun ein runder Tisch im Sozialministerium mit der Problematik befasst. Dabei konnten erste Ergebnisse erzielt werden.

"Wir haben verabredet, wie zukünftig in solchen Situationen vorgegangen werden soll, damit sich das nicht wiederholt", sagte Saar-Sozialminister Magnus Jung (SPD) im Anschluss an das Gespräch. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Trägern werde sicherlich deutlich besser funktionieren, sodass gute Lösungen im Einzelfall für die Menschen gefunden werden könnten.

Arbeitskreis soll Probleme angehen

Darüber hinaus gebe es jedoch eine Menge weiterer Probleme. Diese solle künftig ein Arbeitskreis lösen, so Jung. Daran sollen Vertreter des Landes, der Stadt, des Regionalverbands und der Träger der Einrichtungen für Obdachlose teilnehmen.

Die Gruppe soll schon in den kommenden Wochen tagen und vor allem einen besseren Austausch aller Beteiligten ermöglichen, damit sich Situationen wie die Räumung der Obdachlosenzelte in Saarbrücken nicht in der Art und Weise wiederholen.

Konstruktive Gespräche

Auch der Geschäftsführer des Diakonischen Werks an der Saar, Matthias Ewelt, bezeichnete die Gespräche als konstruktiv. Obdachlosen die Hilfe geben, die sie tatsächlich brauchen, habe demnach die oberste Priorität. Dass das nun zwischen denen, die Tag für Tag mit den Menschen arbeiten und den politischen Vertretern in einem festen Rahmen besprochen werden kann, hält Ewelt für einen ersten Erfolg.

Wohnungslosenbericht für das Saarland geplant

Und auch wenn es darum geht, wie Hilfsangebote und Unterkünfte in Zukunft finanziert werden sollen, gab es erste Absprachen. Vor allem für die Stadt Saarbrücken sei das wichtig, erklärt Sozialdezernent Tobias Raab (FDP). Unter anderem habe man auch darüber gesprochen, wie ein gemeinsamer Ausbau des Ansatzes "Housing First" aussehen könnte.

Housing First, ein Projekt, das auch das Land unterstützt, heißt ganz konkret, dass keine Bedingungen an die Unterbringung von Obdachlosen geknüpft werden: Weder was das Suchtverhalten noch den Beruf angehen. Zugang zu einer Unterkunft soll erst einmal jeder haben, wie Obdachlosen danach individuell geholfen werden kann, soll später geklärt werden.

Um wie viele Menschen es sich handelt und was genau ihre Bedürfnisse sind, will das Sozialministerium nun erheben lassen. Zum ersten Mal soll es im Saarland einen Wohnungslosenbericht geben – eine Grundlage für die neu eingerichteten Arbeitsgruppe Obdachlose.

Über dieses Thema hat auch SR 3-Region am Nachmittag am 01.02.2023 berichtet.

Video: Rückblick

Video [aktueller bericht, 16.01.2023, Länge: 3:08 Min.]
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