Ärger und Verständnis für gescheiterte Impfpflicht
Die Reaktionen auf die gescheiterte Impfpflicht für Menschen ab 60 Jahren sind geteilt. Auch im Saarland fallen die Meinungen von Krankenhausgesellschaft, Hausärzteverband und anderen Verbänden aus Medizin und Pflege unterschiedlich aus.
Eigentlich sollte die Impfpflicht gegen das Coronavirus für Menschen ab 60 Jahren am Donnerstag im Bundestag beschlossen werden. Doch der Gesetzentwurf der Ampel-Koalition hat keine Mehrheit bekommen. Im Saarland sorgt die Entscheidung für unterschiedliche Reaktionen.
Die saarländische Krankenhausgesellschaft zum Beispiel bedauert das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht. Der Vorsitzende Christian Braun sagte, damit sei das schärfste Schwert in der Bekämpfung der Pandemie endgültig begraben worden.
Er fürchtet, dass die bisherigen Impfquoten nicht ausreichen, um die Pandemie einzudämmen. Den Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen stehe wahrscheinlich ein heißer Herbst bevor, so Braun.
Hausärzteverband bewertet Entscheidung positiv
Anders sieht das Michael Kulas, Vorsitzender des Saarländischen Hausärzteverbandes. Er begrüßt das Scheitern der Impfpflicht. Seiner Meinung nach solle weiterhin auf Freiwilligkeit statt auf Verpflichtung gesetzt werden.
Die Impfpflicht hätte die Hausärzte vor viele Probleme gestellt, allen voran eine Beschädigung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, so Kulas.
Saarländische Pflegegesellschaft uneinig
Innerhalb der Saarländischen Pflegegesellschaft gibt es unterschiedliche Einschätzungen zur Impfpflicht. Nach Aussage eines Pressesprechers seien einige Träger von Pflegeeinrichtungen für eine generelle Impfpflicht, andere dagegen.
Saar-Virologin kann Scheitern nachvollziehen
Die Homburger Virologin am Uniklinikum Homburg, Barbara Gärtner, äußerte sich im Interview mit dem SR bereits am Donnerstag zu der Entscheidung des Bundestags: Sie hält die Entscheidung für nachvollziehbar.
Aus virologischer Sicht mache eine Impfpflicht gerade nicht viel Sinn. Das Gesundheitswesen sei durch die Omikron-Variante derzeit nicht sehr stark belastet.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 08.04.2022 berichtet.