Blutspende: Diskriminierung von Schwulen soll beendet werden
Bei Blutspenden gibt es für homosexuelle Männer im Gegensatz zu heterosexuellen Menschen bisher höhere Hürden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Diskriminierung von Schwulen beenden. Die Pläne stoßen im Saarland auf Zustimmung.
Zum Jahreswechsel hatte die Zahl der Blutkonserven im Saarland eine kritische Marke erreicht. Saar-Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) hatte daher zum Blutspenden aufgerufen. Doch nicht nur akut durch die Erkältungs- und Grippewelle, auch in normalen Versorgungslagen ist das Saarland auf Blutspenden aus angrenzenden Bundesländern angewiesen.
Jung begrüßt Änderung
Nicht jeder, der in Deutschland Blut spenden will, hat dazu aber auch die Möglichkeit. Homosexuelle Männer waren bis vor ein paar Jahren beispielsweise komplett ausgeschlossen. Auch jetzt gelten für sie noch andere Hürden als für Heterosexuelle.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das jetzt ändern. In einem Änderungsantrag zum Transfusionsgesetz heißt es, die sexuelle Orientierung dürfte bei der Blutspende kein Ausschlusskriterium sein.
Jung begrüßt das. Ganze Personengruppen dürften nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechteridentität grundsätzlich von einer Spende ausgeschlossen werden. "Der Ausschluss homosexueller Männer bei der Blutspende ist diskriminierend und eine Änderung überfällig."
Bislang höhere Hürden
Die Gesetzesänderung soll jetzt zum 1. April in Kraft treten. Dann soll die Bundesärztekammer, die über die Blutspende-Richtlinien entscheidet, diese innerhalb von vier Monaten anpassen.
Bisher heißt es dort: Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen nur dann Blut spenden, wenn sie in den letzten vier Monaten keinen Geschlechtsverkehr mit einem neuen Partner oder mehreren Partnern hatten.
Fristen noch zeitgemäß?
Bei heterosexuellen Menschen besteht die viermonatige Sperre dagegen nur bei "häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern". Das habe etwas mit der Inkubationsphase mancher Krankheiten zu tun, heißt es vonseiten der Bundesärztekammer.
Tatsächlich seien die Inkubationsphasen, in denen man die Krankheit analytisch nicht entdecken könne, da sie unter der Nachweisgrenze liege, unterschiedlich, so der ärztliche Leiter der Blutspendezentrale Saar-Pfalz Dr. Alexander Patek. Deswegen gebe es die Sperren. Inwieweit die Fristen noch zeitgemäß seien, müssten verschiedene Gremien untersuchen.
HIV-Tests inzwischen deutlich schneller
57 Prozent der HIV-Neuinfektionen kommen durch homosexuelle Kontakte zustande. Die Zahl der Neuinfektionen geht aber seit Jahren deutlich zurück. Seit 2007 ist sie um 40 Prozent gesunken.
Laut Frank Kreutzer von der Aidshilfe Saar, stammt die Regelung bei Blutspenden aus einer Zeit, in der die Aids-Dynamik noch ganz anders war. Heute hätten sich die HIV-Tests deutlich verbessert.
"Früher wurden reine Antikörpertests gemacht, und diese hatten eine diagnostische Lücke von drei Monaten", so Kreutzer. Der normale HIV-Test, der auch beim Arzt gemacht werden kann, habe nur noch eine Lücke von sechs Wochen.
Seit 2004 werde bei Blutproben ein direkter Virusnachweis vorgenommen. Dabei werde nach der Erbinformation des Virus gesucht. Die diagnostische Lücke habe damit auf zehn bis zwölf Tage reduziert werden können.
LSVD befürwortet Änderung
Der Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands im Saarland, Tim Stefaniak, begrüßt, dass jetzt das individuelle sexuelle Verhalten und nicht die sexuelle Orientierung in den Vordergrund rücken sollen.
Er selbst gehört zu denjenigen, die jahrelang wegen der Hürden für homosexuelle Männer nicht spenden konnten und das obwohl er gerne öfter gespendet hätte und die universell einsetzbare Blutgruppe 0 hat.
"Man fühlt sich als Mensch zweiter Klasse", so Stefaniak. Seit Jahren gebe es einen starken Bedarf an Blutkonserven, trotzdem werde man wegen seiner sexuellen Orientierung zurückgestellt und diskriminiert.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 12.01.2023 im SR Fernsehen berichtet.