Ukrainekrieg prägt Ostermärsche im Saarland
Zu den Ostermärschen sind in diesem Jahr wieder zahlreiche Menschen aus der Friedensbewegung auf die Straßen gegangen, unter anderem in Saarbrücken und St. Wendel. Über den Umgang mit dem Ukrainekrieg herrscht in der Friedensbewegung Uneinigkeit.
Im Saarland hatte das Friedensnetz Saar für Samstagmittag zu einem Ostermarsch in Saarbrücken aufgerufen. „Für Frieden, Abrüstung und Gerechtigkeit gehen wir an Ostern auf die Straße und rufen alle zur Teilnahme an den Ostermärschen auf. Selten war es dringender“, hieß es in der Ankündigung.
Um die 200 Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei demnach "ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Nato" geworden. Das habe eine Welle der Aufrüstung und eine Militarisierung der Gesellschaft ausgelöst. Jetzt müsse die Bundesregierung endlich diplomatische Lösungen anstreben.
Forderung nach Stopp von Waffenlieferungen
Die Ostermarschierer forderten einen sofortigen Waffenstillstand, den Stopp von Waffenlieferungen und die Aufnahme von Friedensverhandlungen. "Wir wissen, dass der UN-Generalsekretär eindeutig vor einer Eskalation dieses Krieges warnt. Deswegen kommt es darauf an, dass bedeutende Länder weltweit sich zusammentun für eine Friedensinitiative, die jetzt sofort starten muss", sagte Thomas Hagenhofer, Sprecher des Friedensnetz Saar.
In St. Wendel fand bereits am Donnerstag ein Ostermarsch statt, an dem rund 120 Menschen teilgenommen haben. Man wolle die Friedensbewegung weg von den städtischen Zentren aufs Land bringen, betonte Organisator Klemens Bott.
Von rechten Tendenzen grenze man sich gezielt ab. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auch die Redner forderten ebenso ein Ende der Waffenlieferungen und die Rückkehr zur Diplomatie. Aber auch die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde von einigen Teilnehmern und Rednern als zu einseitig kritisiert. Sie würde die Forderung nach mehr Waffenlieferungen zu sehr vorantreiben.
Unterschiedliche Meinungen
Der Krieg in der Ukraine und die Waffenlieferungen sorgen offenbar auch für Differenzen in der Friedensbewegung. Deren langjähriger Koordinator, Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative, sagte der „Frankfurter Rundschau“, die Meinungsdifferenzen in der Gesellschaft spiegelten sich auch in den Friedensgruppen wider.
Die Friedensbewegung sei kein monolithischer Block, so Golla. „Da gibt es in der Tat auch Leute, die noch nicht wahrnehmen wollen, dass das aktuelle Russland ein repressives System ist und eine imperialistische Politik betreibt, indem es seine Nachbarländer überfällt.“
Käßmann: „Das kann doch keine Lösung sein“
Er verwies auf die Konflikte anhand der Haltung zu Waffenlieferungen. „Es gibt dieses moralische Dilemma, das man aushalten muss. Das besteht darin: Wenn ich Waffen liefere, bin ich mit schuld am Tod von Menschen, die dadurch zu Schaden kommen. Wenn ich keine Waffen liefere, bin ich gegebenenfalls mit schuld an unterlassener Hilfeleistung.“ Auf dieses Dilemma müsse jeder und jede für sich eine Antwort finden.
Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bekräftigte ihre ablehnende Haltung zu Waffenlieferungen. Jetzt werde mit deutschen Panzern auf russische Soldaten geschossen. „Das kann doch keine Lösung sein“, betonte sie gegenüber der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.
Kritik an Forderungen
Scharfe Kritik an den Forderungen der Ostermärsche kommt vom parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Stephan Thomae. „Wer über die Köpfe der Ukrainerinnen und Ukrainer hinweg einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Putin verlangt, der steht auf der falschen Seite der Geschichte.“
Eine Waffenruhe würde „dem russischen Aggressor diejenigen Gebiete ausliefern, die dieser durch Bruch des Völkerrechts und mit unerträglicher Brutalität erobert hat“.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 07.04.2023 berichtet.