Noch keine Entscheidung über Zukunft von Ford-Werk
Die Entscheidung von Ford über die Zukunft des Werkes in Saarlouis ist noch nicht gefallen. Das sagte Saar-Ministerpräsidentin Rehlinger nach Gesprächen in der Ford-Konzernzentrale in Dearborn/Detroit. Was nach 2025 in Saarlouis gebaut wird, soll weiterhin Ende Juni entschieden werden.
Es seien konstruktive Gespräche gewesen, vertrauensvoll aber auch offen, sagte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nach einem knapp einstündigen Treffen in der Ford-Zentrale in Dearborn/Detroit.
Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) hat die Ministerpräsidentin dort mit Vertretern des US-Konzerns sowie Europa-Chef Stuart Rowley über das bereits Ende Januar vorgelegte Angebot des Landes gesprochen und auch verhandelt.
Noch ist keine Entscheidung über die Zukunft des Ford-Werkes in Saarlouis gefallen, sagte Rehlinger im Anschluss.
Keine konkreten Ergebnisse bekannt
"Wir haben der Konzernleitung persönlich das Paket erläutert, das die saarländische Landesregierung dem Unternehmen vorgelegt hat und wir haben einige Details weiter vertieft und damit den Wert unseres Angebotes verdeutlicht", so Rehlinger nach den Gesprächen. "Eine Entscheidung zwischen den Standorten Saarlouis und Valencia ist noch nicht gefallen."
Konkrete Ergebnisse und Inhalte dieses Gespräches wurden nicht bekannt. Ford lege höchste Priorität auf die Integrität des Prozesses, heißt es. Es sei jedoch sehr deutlich geworden, dass der Prozess noch laufe, so die Ministerpräsidentin. Weiterhin gelte, dass die Entscheidung Ende Juni fallen soll, so Rehlinger.
Rückflug am Donnerstag
Das Gespräch fand um 17.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr deutscher Zeit) statt. Zum Start des Treffens waren die saarländischen Teilnehmer nach Angaben des Regierungssprechers seit rund 18 Stunden auf den Beinen. Das sei aber unproblematisch und für Rehlinger und Barke nicht ungewöhnlich.
Heute wollen Rehlinger und Barke noch vor ihrem Rückflug relevante Akteure in Deutschland über die Gespräche informieren, darunter das Bundeskanzleramt, die Arbeitnehmervertreter in Saarlouis und die Arbeitsebene von Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium. Gegen 10.20 Uhr Ortszeit tritt die Delegation dann den Rückflug nach Deutschland an.
Betriebsrat vermisst Engagement von Scholz
Der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal sagte im SR, es sei positiv, dass Rehlinger zu den Gesprächen in die USA geflogen sei. Allerdings hätten noch zwei Personen gefehlt: Man vermisse Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch sie hätten sich nach Ansicht des Betriebsrats vor Ort einsetzen müssen.
Autoexperte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, hatte sich zuvor ähnlich geäußert. Die Landesregierung könne aus eigener Kraft "gar nicht so viel machen", es brauche immer Unterstützung vom Bund und der EU. Bratzel selbst sieht allerdings kaum Chancen für den Standort Saarlouis. Er glaube, die Entscheidung sei bereits zugunsten von Valencia gefallen.
Rund 6000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
Aktuell läuft ein Bieterverfahren zwischen dem Werk in Saarlouis und dem im Valencia. Es geht um den Bau eines neuen E-Auto-Modells. Das Ford Werk Saarlouis hat aktuell rund 4800 Beschäftigte, dazu kommen nochmals über 1000 Mitarbeiter bei den Zulieferern.
Über dieses Thema berichten auch die SR-Hörfunknachrichten am 19.05.2022.