Saarland will Polizei-Ausbildung reformieren
Mit einer neuen Fachoberschule für die Polizei will die Landesregierung die Nachwuchssorgen angehen. Die Gewerkschaft der Polizei lobt das Projekt zwar. Die Personalengpässe ließen sich dadurch aber nicht beseitigen.
Das Saarland will in Sachen Polizei-Nachwuchs neue Wege gehen. Innenminister Reinhold Jost und Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (beide SPD) wollen am Donnerstag kommender Woche (12. Januar) eine Fachoberschule für die Polizei in Saarbrücken eröffnen. Das Innenministerium verweist auf ähnliche Schulen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Vorbild Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz gibt es drei Berufsschulen, die den Bildungsgang „Polizeidienst und Verwaltung“ an der Höheren Berufsfachschule anbieten. Dabei handelt es sich um eine zweijährige vollschulische Ausbildung, an die sich ein dreimonatiges Praktikum anschließt.
Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden die Fachhochschulreife, die sie benötigen, um an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz das Bachelor-Studium „Polizeidienst“ beginnen zu können.
Änderungen im Saarland
Im Saarland kommen die Kommissaranwärter bisher normalerweise mit der Fachhochschulreife zur Polizei. Das neue Konzept sieht laut Innenministerium vor, dass Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse über das gesamte Schuljahr ein Praktikum an zwei Tagen pro Woche während der Schulzeit und an fünf Tagen pro Woche in den Ferien absolvieren. Der Unterricht soll an zwei Standorten im Saarland angeboten werden.
Damit sollen mehr junge Menschen für den Polizeidienst gewonnen werden. „Deshalb richten wir den neuen Bildungsgang ein und eröffnen damit jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss Möglichkeiten, die es bisher nicht gab“, so Bildungsministerin Streichert-Clivot.
GdP: Keine Lösung für Personalprobleme
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland begrüßt die neue Fachoberschule prinzipiell. Der Landesvorsitzende David Maaß sagte, damit erhielten junge Menschen schon frühzeitig eine Ausbildungsperspektive. „Klar ist aber auch, dass der Bewerbermangel bei der saarländischen Polizei hierdurch nicht beseitigt werden wird.“
Fast alle Bundesländer kämpften derzeit mit fallenden Bewerberzahlen, so Maaß. Die GdP erwarte deshalb von der Politik, dass die Rahmenbedingungen des Berufs verbessert würden. Mehr Personal, eine bessere Bezahlung und geringere Belastungen seien der einzig funktionierende Weg, die Zahl der Bewerbungen wieder zu steigern.
DPolG: Muss deutlich mehr passieren
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) im Saarland pflichtet der GdP bei: An der akuten Personalnot ändere die Fachoberschule nichts, auch wenn diese grundsätzlich positiv zu bewerten sei. Um den Polizeiberuf attraktiver zu machen, müsse jedoch deutlich mehr passieren – die Arbeitsbedingungen müssten sich verbessern, zudem müsse es mehr Beförderungschancen geben, so Sascha Alles, Landesvorsitzender der DPolG Saarland. "Ansonsten verlieren wir weiter gut geeignete Bewerber und Mitarbeiter an Zoll, Bundespolizei und die Wirtschaft.“
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 03.01.2023 berichtet.