Ein Glas wird mit Milch gefüllt. Im Hintergrund stehen Kühe. (Foto: IMAGO / Shotshop)

Lage saarländischer Milchbauern trotz hoher Preise angespannt

  10.12.2022 | 09:05 Uhr

Gestiegene Kosten für Gas, Futter und Düngemittel schlagen bei den Bauern hart ins Kontor – doch wenigstens scheint das Finanzpolster aufgrund erhöhter Erzeugerpreise etwas dicker geworden zu sein. Vor allem der Preis für Milch hat in diesem Jahr Spitzenwerte erreicht. Wirkliche Entspannung bringt das den saarländischen Milchviehhaltern aber nicht.

Die deutschen Landwirte haben in diesem Jahr wieder deutlich besser verdient, gehen aber wegen hoher Energiekosten und schwankender Märkte nur vorsichtig ins neue Jahr. Zu diesem Fazit kommt der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied. Die Erholung sei nach einer längeren Durststrecke demnach "dringend notwendig", damit die Höfe gestiegene Risiken bewältigen könnten.

Ursache der wieder besseren Ertragslage für die Bauern seien höhere Erzeugerpreise für Milch, Ackerfrüchte und Rindfleisch infolge einer weltweit knappen Versorgungslage seit Herbst 2021. Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine habe sich die Entwicklung an den Märkten im Frühjahr und Sommer dann noch verstärkt, erläuterte der Verband.

Milchpreise stark angestiegen

Vor allem der Erzeugerpreis für Milch hat im September dieses Jahres nach Angaben des Statistischen Bundesamtes deutlich zugenommen: Er lag mit fast 60 Cent pro Liter um 57,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Das dürfte die Situation der noch verbliebenen knapp 120 Milchviehhalter im Saarland zumindest etwas verbessert haben. In den vergangenen Jahren hatten diese aufgrund der Corona-Krise enorm zu kämpfen; der Export und das Geschäft mit der Gastronomie stockten. Hinzu kamen die viel zu niedrigen Preise.

Das hatte Folgen für die Milchproduktion im Saarland. "Aufgrund der Langzeit-Niedrigpreise sind viele Betriebe aus der Milchproduktion bzw. der Landwirtschaft insgesamt ausgestiegen", sagte Alexander Welsch, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Saar, dem SR.

Lage dennoch angespannt

Zwar seien die Preise wieder auf ein für die Milchbauern verträgliches Maß angestiegen. Doch insgesamt bleibe die Lage für sie herausfordernd. Welsch rechnet damit, dass die Preise ihre Spitze erreicht haben und schon bald wieder fallen werden. In der Folge werden weitere Betriebe im Saarland aus der Milchproduktion und Landwirtschaft aussteigen. "Die dann noch verbleibenden Betriebe werden diese Lücke aller Voraussicht nach nicht wieder auffüllen."

Zu hoch seien aktuell die Baukosten, auch für Milchviehställe, und zu unsicher die Launen der Marktpartner, so Welsch. "Gestern wollte man Tierwohl, heute will man günstige Rohstoffpreise." Tierwohlprojekte mit dem Handel würden aktuell vertagt, weil der Preis von den Kunden nicht akzeptiert werde. "Zu wenig verbindlich sind die Zusagen der Politik, welche Landwirtschaft man in fünf oder zehn Jahren noch haben möchte", beklagt Welsch.

Zu wenig Verlässlichkeit

Dem pflichtet der Direktor der Landwirtschaftskammer für das Saarland, Robert Zimmer, bei. Auch er geht davon aus, dass der Milchpreis wieder fallen, aber zumindest auf einem deutlich höheren Niveau als 2021 stehen bleiben wird. "Um diesen Preis wird es große Schwankungen geben." Für die Top-Betriebe dürfte es weiterhin interessant bleiben, in der Milchproduktion zu bleiben. Allerdings nur für diese. Zimmer geht davon aus, dass sich die Zahl der Betriebe mit Milcherzeugung um etwa fünf Prozent im Jahr reduzieren wird. 

"Viel wichtiger als der aktuelle Auszahlungspreis ist das gesellschaftliche Umfeld für die Entscheidung weiterzumachen, d.h. die Akzeptanz der Milcherzeugung, das Investitionsklima, die Tierwohldiskussion und Umweltauflagen. Hier liegt der Hase begraben."

Die Unsicherheit auf dem politischen Feld moniert auch der Deutsche Bauernverband. "Beim Tierwohl haben wir Stillstand", sagte Rukwied. Im Moment investiere kein Landwirt in Ställe, weil Verlässlichkeit nicht gegeben sei.

Die Ampel-Koalition hat beschlossen, eine Milliarde Euro bis 2026 als Anschub zur Förderung von Stallumbauten und zum Ausgleich höherer laufender Kosten bereitzustellen. Für eine langfristig gesicherte Finanzierung gibt es aber noch keine Klarheit.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 10.12.2022 berichtet.


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