Handwerkskammer stellt Masterplan vor
Der Fachkräftemangel ist das Kernproblem des Handwerks - in manchen Branchen müssen Kunden bis zu einem Jahr auf einen Termin warten. Wie diesem Mangel begegnet werden kann, ist deshalb auch das wohl wichtigste Thema in dem am Mittwoch vorgestellten Masterplan der Handwerkskammer.
Elf Wochen müssen Kunden inzwischen im Schnitt auf einen Handwerker warten - in besonders gefragten Branchen sogar deutlich länger. Bei Elektrikern, Heizungsbauern oder Sanitärfachleuten kann es durchaus ein Jahr dauern, bis Kunden einen Termin bekommen.
Umsatz könnte 1,5 Milliarden Euro höher liegen
Bundesweit fehlen 250.000 Handwerker, im Saarland sind es rund 14.000. Wenn das Handwerk so viele neue Kräfte gewinnen könnte wie nötig, würde der Umsatz in diesem Wirtschaftszweig alleine im Saarland um etwa anderthalb Milliarden Euro auf acht Milliarden steigen.
Um Nachwuchs zu gewinnen, will die Handwerkskammer die Berufsorientierung stark aktivieren, hat dazu mit 15 Schulen Kooperationsverträge abgeschlossen, sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Reis. "Das Zeigen in lebendigen Werkstätten über die Schönheit, die Attraktivität und Modernität des Handwerks, das ist das allererste, was wir tun müssen." Außerdem wolle man auf Messen gehen und zum Beispiel auch die Eltern ansprechen und als Multiplikator gewinnen.
Fachkräfte aus der Industrie (zurück)gewinnen
Fachkräfte könnten aber auch aus der Industrie kommen, wenn dort Arbeitsplätze abgebaut werden sollten – etwa in der Automobil-Branche. In der Vergangenheit waren häufiger Facharbeiter im Handwerk ausgebildet und dann in die Industrie abgewandert.
Wenn nun der umgekehrte Fall eintrete, gebe es aber auch einen Qualifizierungsbedarf - das Handwerk habe sich ja auch weiterentwickelt, sagte HWK-Präsident Bernd Wegner. Dabei rechnet die Kammer mit Förderprogrammen von der Arbeitsagentur und verweist auch auf ihre Ausbildungszentren, die man nutzen könnte, statt arbeitslos zu werden.
Konkrete Forderungen an die Politik
Dass der neue Masterplan Handwerk mitten in die Phase der Regierungsbildung fällt dürfte kein Zufall sein. Schließlich stellt die Handwerkskammer durchaus auch konkrete politische Forderungen auf: etwa eine finanzielle Unterstützung von kleineren Unternehmen bei der Digitalisierung, mehr berufliche Bildung auch in den Gymnasien, eine Fortführung der Finanzierung der Meister- und Technikerschule oder auch ein finanzieller Bonus, für diejenigen die ein Handwerksunternehmen übernehmen wollen.
Über dieses Thema berichtete die Region auf SR 3 Saarlandwelle am 13.04.2022.