Leitantrag der Saar-CDU für neues „Geschäftsmodell“

Saar-CDU will Wirtschaftswende im Land

Christian Leistenschneider   16.11.2024 | 14:31 Uhr

Mit einem „neuen Geschäftsmodell“ für das Saarland will die Saar-CDU verhindern, dass der „Strukturwandel vor die Wand fährt“. Erste Leitlinien dafür wurden auf dem Landesparteitag in Illingen beschlossen. Stephan Toscani wurde als Vorsitzender bestätigt.

Nach ihrer großen Krise, die die Landtagswahl ausgelöst hatte, sieht sich die saarländische CDU in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode auf einem guten Weg. Als Zeichen dafür wertet ihr Vorsitzender Stephan Toscani die „sehr soliden“ Ergebnisse bei den Kommunalwahlen und auch den Saarland-Trend zur Halbzeit der Landesregierung.

Video [aktueller bericht, 16.11.2024, Länge: 2:42 Min.]
CDU-Landesparteitag in Illingen

Diese zeigten, dass die Saar-CDU in den vergangenen zweieinhalb Jahren „offenbar ein paar Sachen richtig gemacht“ habe, sagte Toscani auf dem Landesparteitag in Illingen. Das sahen offensichtlich auch die Delegierten in der Illinger Illipse so. Sie bestätigten Toscani mit 94,5 Prozent im Amt. Gegenüber seiner ersten Wahl hat sich Toscani damit sogar leicht verbessert.

Saar-CDU will neuen Landesvorstand wählen
Audio [SR 3, (c) SR, 16.11.2024, Länge: 00:32 Min.]
Saar-CDU will neuen Landesvorstand wählen

Landesvorstand nahezu unverändert

Auch der übrige Vorstand blieb weitestgehend unverändert. Allerdings: Mit seinem Rückzug vom Amt des Schatzmeisters beendete Karl Rauber nach fast 40 Jahren seine Zeit im Landesvorstand.

Rauber galt als wichtiger Mann der Partei im Hintergrund und war unter anderem Chef der Staatskanzlei und Europaminister unter Ministerpräsident Peter Müller. Als neuer Schatzmeister wurde Henrik Eitel gewählt, der zuvor ebenfalls unter anderem als Chef der Staatskanzlei gearbeitet hatte.

Toscani wirft Rehlinger Wortbruch vor 

Der alte und neue Vorsitzende zeigte sich in seiner Rede angriffslustig. Nachdem Bundesgeneralsekretär Carsten Linnemann am Vorabend mit der Ampel-Regierung in Berlin abgerechnet hatte, nahm sich Toscani vor allem die Landesregierung um Ministerpräsidentin Anke Rehlinger vor. Dieser warf er Wortbruch und Wählertäuschung vor.

Weder bei Pflegekräften, Polizeianwärtern, Sozialwohnungen oder sozialversicherungspflichtigen Arbeitskräften würde die SPD ihre Ziele erreichen: „Sie reißen so gut wie alles, was sie vor der Wahl versprochen haben.“ Dass es ihr nicht gelinge, Bundeshilfen für die Betroffenen des Pfingsthochwassers zu organisieren, zeige zudem, dass Rehlingers Wort in der Bundespartei offensichtlich kein Gewicht habe.

Nach den zahlreichen „Hiobsbotschaften“ für die saarländische Wirtschaft habe er Sorge, dass der Strukturwandel „vor die Wand fährt und scheitert“, sagte Toscani. Was es brauche, sei ein „neues Geschäftsmodell“ für das Saarland.

Leitantrag für neues „Geschäftsmodell“

Wie das aussehen könnte, wurde im Leitantrag des Parteitags zumindest angerissen. Durch eine „Wirtschaftswende“ müsse die „Abwärtsspirale“ durchbrochen werden, in der sich das Land unter den SPD-geführten Regierungen im Saarland und im Bund befände.

Auf Landesebene setzt die CDU vor allem auf eine Stärkung des Mittelstandes, auf kleinere Unternehmen, Handwerker und die Start-up-Szene. Diese Bereiche würden den Großteil der Arbeitsplätze im Saarland stellen, sie bräuchten viel mehr Unterstützung und Förderung. Außerdem fordert die CDU unter anderem mehr Leistungsgerechtigkeit, Bürokratieabbau und solide Finanzen.

Wirklich neue Vorhaben fanden sich im Leitantrag kaum. Dieser sei ein erster Schritt, der bis zur Landtagswahl 2027 weiterentwickelt und ausgearbeitet werden solle, sagte Toscani, damit man damit in den „Wettstreit der Ideen“ gehen könne.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 16.11.2024 berichtet.


Mehr zum Ampel-Aus und den Neuwahlen

Vorgezogene Neuwahlen
Wie die größeren Saar-Parteien auf die Bundestagswahl vorbereitet sind
Statt im Herbst wird der deutsche Bundestag bereits im Februar 2025 gewählt. Die größeren Parteien im Saarland sind darauf unterschiedlich gut vorbereitet.

Gesetzesvorhaben der Bundesregierung
Was ein Aus der Ampel-Reformen für das Saarland bedeuten würde
Die Ampel-Koalition in Berlin ist zerbrochen, SPD und Grüne haben für ihre Gesetzesvorhaben keine verlässliche Mehrheit mehr. Ein Ausbleiben der geplanten Reformen von Krankenhäusern, Rente, Kinder- und Bürgergeld hätte auch im Saarland große Auswirkungen.

Nach dem Ampel-Aus
Was die vorgezogenen Neuwahlen für die kleinen Saar-Parteien bedeuten
Statt im Herbst findet die Bundestagswahl bereits im Februar 2025 statt. Das erfordert auch von den saarländischen Parteien einen organisatorischen Kraftakt. Die kleineren stehen dabei vor besonderen Herausforderungen.

Wahl und Faasend im Saarland
Faasebooze befürchten Terminkollision mit Neuwahlen
Die vorgezogene Bundestagswahl wird am 23. Februar 2025 abgehalten – eine Woche vor Fastnachtssonntag. Vereine befürchten nun, dass es zu Terminüberschneidungen kommen könnte, die auch die Veranstaltungen für die Faasend betreffen.

Termin steht fest
Bundestagswahl: Saar-Parteien begrüßen Ende der Hängepartie
Der Termin für die kommende Bundestagswahl steht: Rund 750.000 wahlberechtigte Saarländerinnen und Saarländer dürfen am 23. Februar 2025 ihre Stimmen abgeben. Die Parteien im Saarland bewerten die Einigung unterschiedlich.

Nach Ampel-Aus
Esra Limbacher will wieder für den Bundestag kandidieren
Seit drei Jahren ist Esra Limbacher (SPD) Abgeordneter im Bundestag - und er möchte es auch bleiben. Der Saar-SPD-Generalsekretär will erneut kandidieren.

Diskussion über weiteren Zeitplan
Ampel abgeschaltet: So reagiert das Saarland
Die Ampel ist am Ende: Bundeskanzler Scholz will im Januar die Vertrauensfrage stellen, die CDU fordert ein schnelleres Vorgehen. Auch die saarländische Politik ist uneins beim Zeitplan.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja