Kondome für junge Menschen in Frankreich ab sofort kostenlos
In Frankreich sind Kondome für junge Menschen von nun an kostenlos. Unter 26-Jährige erhalten die Verhütungsmittel laut Gesundheitsministerium gratis in den Apotheken. Ein Apotheker aus Saargemünd spricht von einem "wirklichen Fortschritt".
Noch herrscht kein großer Andrang in der Saargemünder Apotheke: Die Nachricht, dass es hier kostenlose Kondome gibt, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Das Gesetz ist ganz neu. Trotzdem stellen sie sich hier darauf ein, so viel zu verteilen, wie das Lager hergibt. Auch wenn noch nicht alle Details geklärt sind.
„Wir kennen noch gar nicht die genauen Bedingungen“, so der Apotheker Pierre Gangloff. Aber die wichtigsten Eckpunkte seien, dass das Angebot für Minderjährige sowie junge Erwachsene bis 26 Jahre umsonst sei und anonym in Anspruch genommen werden könne.
Frankreich setzt auf niedrigschwelliges Angebot
Bislang brauchte man in Frankreich ein spezielles Rezept, um Kondome oder Verhütungspillen in Apotheken umsonst zu kriegen. Das fällt jetzt weg: Verhütungsmittel gibt es für junge Erwachsene bis 26 einfach so.
Eine Altersuntergrenze gibt es nicht, die Regierung in Paris hatte sie zuletzt verworfen. Kunden müssen ihr Alter nachweisen, ansonsten erfolgt die Ausgabe anonym. Ein niedrigschwelliges Angebot sei wichtig.
Apotheker spricht von einem "wirklichen Fortschritt"
Apotheker Gangloff spricht von einem wirklichen Fortschritt. Verhütung sei immer noch ein Tabuthema, jetzt werde der Zugang für junge Menschen viel einfacher. Fortschritte gibt es seiner Ansicht nach auch bei der Pille danach. "Bei Minderjährigen werden die Kosten dafür jetzt auch übernommen, die Pille ist für sie in Apotheken also umsonst - auch das passiert ganz anonym", so Gangloff.
Die Kosten dafür übernimmt die Versicherung. Ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen ungewollte Schwangerschaft oder Krankheiten, heißt es in den lothringischen Rathäusern. Aber man wünsche sich noch mehr.
Weitere Schritte gefordert
„Die kostenlosen Kondome sind nur ein erster Schritt. Das ist nicht das Einzige, was wir für eine bessere Vorsorge tun können“, so der Gesundheitsbeauftragte von Saint Avold, Gaetan Vecchio. Auch die Beratungsangebote müssten in Zusammenarbeit mit Jugendhelfern und Ärzten weiter ausgebaut werden. Es gehe darum, sexuell übertragbare Krankheiten zu verhindern. „Da haben wir zuletzt nachgelassen und müssen ein neues Paket schnüren“, so Vecchio.
Auf der deutschen Seite der Grenze blicken einige neidisch auf die Nachbarn. Eine vergleichbare Initiative sei auch in Deutschland nötig, heißt es bei den saarländischen Beratungsstellen. Denn auch hier sei Verhütung oft ein Tabuthema, viele junge Menschen hätten außerdem nicht das Geld dafür. Die Erfahrung zeige: Gratiskondome würden immer gut angenommen - schade sei, dass es das Angebot nicht dauerhaft gebe.
Hoffnung auf ähnliche Regelungen in Deutschland
Rebecca Decker-Klein, Verhütungsberaterin bei pro familia, hofft, dass die Entwicklungen in Frankreich nach Deutschland überschwappen. Der Bedarf wäre auf jeden Fall da.
Saarländische Jugendliche haben allerdings vorerst nichts von der neuen Politik beim Nachbarn. Kostenlose Pariser gibt es erstmal nur für Franzosen. Denn um das Angebot nutzen zu können, müssen Kunden in Frankreich versichert sein.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 02.01.2023 berichtet.