"Jetzt müssen die Unternehmen umdenken"
Die Fleischbranche muss sich neu aufstellen. Nach dem Corona-Skandal beim Schlachtkonzern Tönnies reagiert die Politik mit dem Verbot von Werkvertragsbeschäftigten. Das war überfällig, sagt Karin Mayer aus der SR-Wirtschaftsredaktion.
Na endlich, die Politik macht eine klare Ansage. Nicht erst seit Corona, seit Jahren schon gibt es immer wieder Ärger um den Missbrauch von Werkverträgen in der Fleischbranche. Zwar mögen die Zustände im Saarland noch günstiger sein als bei den Großkonzernen in NRW und Niedersachsen. Fakt ist aber: auch Unternehmen aus der Fleischbranche im Saarland haben auf die Arbeitskräfte aus Osteuropa gesetzt. Weil es eben kostengünstiger war, weil der Preisdruck groß ist.
Leiharbeit an Tarifbindung gekoppelt
Damit soll nun Schluss sein. Ein besonderer Coup ist der Politik aus meiner Sicht bei der Leiharbeit gelungen: tarifgebundene Unternehmen können bis zu acht Prozent Leiharbeitnehmer beschäftigen. Heißt für die Unternehmen: wer weiter Lohnkosten sparen will, muss sich mit der Gewerkschaft an einen Tisch setzen und verhandeln. Das ist richtungsweisend. Und könnte auch in anderen Branchen helfen.
Hoffnung auf Flächentarif
Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten spricht nach dem Verbot von Werkverträgen von einem Meilenstein und hofft auf einen Flächentarif. Das klingt fast utopisch, denn den gibt es bei den Fleischherstellern seit Jahrzehnten nicht.
Die Politik hat entschieden. Jetzt müssen die Unternehmen umdenken. Medien berichten von ersten Fleischherstellern, die ihre Mitarbeiter wieder selbst einstellen. Sollte es wirklich gelingen, die Schlachtkonzerne dazu zu bewegen, dann wäre das der Durchbruch. Jetzt hat die Fleischbranche hat die Chance ihr Image aufzupolieren und neu anzufangen. Wer jetzt schon nach Schlupflöchern sucht und neue Umwege einschlagen will, hat nichts verstanden.