Handelsexperte hält Kaufhof-Schließung auch für Chance
Nach langer Ungewissheit besteht seit gestern Gewissheit: Die Kaufhof-Filiale in Saarbrücken wird Ende Juni dicht machen. Die Schließung des Standortes könnte aber eine Chance für die verbleibende Karstadt-Filiale darstellen, meint Handelsexperte Bastian Popp von der Saar-Uni.
Seit Montag steht fest: Die Kaufhof-Filiale in der Saarbrücker Innenstadt wird zum 30. Juni ihre Türen schließen. Sie ist damit eine von 52 der aktuell verbliebenen 129 Filialen des Handelskonzerns, die nicht weiter betrieben werden.
Dass die Zeit von großen Warenhäusern nun generell vorbei ist, glaubt Handelsexperte Bastian Popp aber nicht. Dennoch sei es ein Format, dass sich nur bei entsprechender Frequenz und in Großstädten erfolgreich betreiben lasse, so der Direktor des Instituts für Handel und internationales Marketing an der Saar- Uni.
"Die Anforderungen, die an ein Warenhaus gestellt werden, sind natürlich enorm groß. Wir haben hohe Kosten für Immobilien, für Personal, für Energie und das schlägt natürlich bei einem Großflächenformat wie einem Warenhaus deutlich stärker zu Buche als bei anderen Formaten", erläutert Popp im SR-Interview.
Die Schließung der Filialen birgt aus seiner Sicht aber auch Chancen für die verbleibenden wie etwa die Karstadt-Filiale in Saarbrücken. Wichtig sei es, jetzt auch die Attraktivität des Ladengeschäftes wieder zu steigern. Die harten Einschnitte, die bevorstehen, könnten das ermöglichen.
"In den vergangenen Runden war es ja meistens so, dass das eben nicht der Fall war, weil man auch vielleicht durch sehr viele Filialen, sehr viele Dinge gleichermaßen hätte machen müssen", so der Handelsexperte.
Chance für die Innenstadt?
Auch für die Saarbrücker Innenstadt sei die Schließung der Kaufhof-Filiale eine Chance. Zwar werde die Attraktivität der Innenstadt zunächst erstmal geschmälert. Dennoch sei es gut, dass es jetzt Klarheit für die Eigentümer und alle anderen Beteiligten etwa aus Politik und Kultur gebe. Es bestehe jetzt die Chance, gemeinsam ein sinnvolles neues Konzept zu entwickeln.
"Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass man einen Mieter findet, der dieses Objekt letztlich mit Leben füllen kann", sagt Popp. Denkbar sei aber eine gemischte Nutzung. "Am Ende wird man dann vielleicht auch eine höhere Attraktivität der Innenstadt insgesamt haben.
Wichtig sei aber, dass sich alle Beteiligten auf Neues einlassen. Das könne auch eine Umgestaltung oder grundständige Sanierung mit einschließen. "Wenn man sich darauf einlässt, kann das am Ende zu etwas Besserem führen, als wir es vielleicht in den letzten Jahren hatten."
Über dieses Thema hat auch die Sendung "Guten Morgen" auf SR 3 Saarlandwelle am 14.03.2023 berichtet.