Gusswerke stellen Betrieb endgültig ein
Die Gusswerke Saarbrücken stellen ihren Betrieb Ende Juni endgültig ein. Das bestätigte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.
Die Belegschaft des Traditionsunternehmens wurde am Mittag auf einer Versammlung über die Schließung informiert. Die bereits ausgesprochenen Kündigungen für die verbliebenen Mitarbeiter würden Ende Juni wirksam, so Wirtschaftsminsterin Rehlinger.
230 Mitarbeiter verlieren damit ihren Arbeitsplatz. Etwa 40 Mitarbeiter sollen bis Ende September die Abwicklung des Betriebes übernehmen. Bis zuletzt hatte die Gießerei Motorblöcke für den Kunden Deutz hergestellt.
"Viele Schweinereien gelaufen"
Wirtschaftsministerin Rehlinger bezeichnete die Schließung als "traurig". Das Aus sei das Ergebnis des Missmanagements der Eigentümer in den vergangenen Jahren. Es sei zudem eine Vielzahl von "Schweinereien gelaufen", so Rehlinger. Wo rechtliche Grenzen überschritten wurden, seien strafrechtliche Konsequenzen zu prüfen.
Auch weitere Vertreter von Politik und Gewerkschaften äußerten sich ähnlich. Sie alle sehen die Verantwortung bei der Prevent-Gruppe. Sie habe das Unternehmen "rücksichtslos geplündert", sagte etwa Oskar Lafontaine, Fraktionschef der Linken. Der Bezirksleiter der IG Metall Jörg Köhlinger sagte, das Unternehmen sei "rücksichtslos ausgeblutet worden" und der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Marc Speicher sagte, die Prevent-Gruppe habe eine "räuberische und dreiste Ausschlachtung der Gusswerke" betrieben, die damaligen Eigentümer hätten weit über 100 Millionen Euro aus dem Betrieb gepresst.
Ingesamt rund 1000 Arbeitsplätze verloren
Die Saarbrücker Motorblock-Gießerei war schon seit längerer Zeit in Schieflage geraten. Im September hatte das Unternehmen Insolvenzantrag gestellt. Ende November waren schon rund 600 der insgesamt 1000 Mitarbeiter freigestellt worden. Zunächst hatte der Insolvenzverwalter einen Investor gefunden, doch dann zogen zwei Großkunden ihre Aufträge zurück. Der Insolvenzverwalter hatte nach Angaben des Unternehmens alle Anstrengungen unternommen, neue Aufträge zu gewinnen.
Mehrfache Besitzerwechsel
Bis zuletzt hatten die Beschäftigten auf neue Kunden gehofft. Nach der Dieselkrise, schwacher Autokonjunktur und dem Streit mit dem Investor Prevent hatte die Gießerei keine Chance mehr am Markt.
Die Gusswerke hatten mehrfach den Besitzer gewechselt. Gegründet wurde das Unternehmen vor 264 Jahren.
Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten vom 03.06.2020.