Glasfaserausbau an Schulen in Saarbrücken verzögert sich
Die Saarbrücker Stadtverwaltung ist sauer auf die Deutsche Glasfaser. Denn der angekündigte Anschluss der Saarbrücker Schulen ans schnelle Internet verzögert sich weiter. Nicht einmal die Hälfte soll bis Ende Juni angebunden sein.
Der Glasfaserausbau im Saarland kommt weiter nur schleppend voran. Nicht nur, dass der Ausbau für Privathaushalte vielerorts wegen Mängeln und Problemen stockt: Auch die Anbindung der Schulen kommt nicht voran.
Raab: „Herber Schlag für Digitalisierung“
Wie die Landeshauptstadt Saarbrücken am Dienstag mitteilte, sollen bis Ende Juni erst 154 saarländische Schulstandorte an das Netz der Deutschen Glasfaser angebunden sein, also weniger als die Hälfte. Das habe das Unternehmen bekannt gegeben. Die übrigen 162 Standorte sollen im zweiten Halbjahr erfolgen.
„Noch nicht einmal die Hälfte der Standorte wird im ersten Halbjahr in Betrieb genommen werden, das ist ein herber Schlag für die Digitalisierung unserer Schulen“, ärgert sich Digitalisierungsdezernent Tobias Raab (FDP). „Dass die Deutsche Glasfaser ausgerechnet die Saarbrücker Schulen erst am Ende anschließen wollte, führt nun dazu, dass wahrscheinlich vor allem hiesige Schulen von der erneuten Verzögerung betroffen sein werden.“
Genaue Anschlussdaten noch unklar
Leider könne man darüber nur mutmaßen, da die Deutsche Glasfaser noch nicht mitgeteilt habe, wann genau welcher Standort angeschlossen werden soll. Das Unternehmen will Raab zufolge sein Projektteam aufstocken und engmaschiger mit Baupartnern zusammenarbeiten. Das sei aber für die betroffenen Schülerinnen und Schüler kein Trost.
„Schon seit fast einem Jahr ist bekannt, dass die Deutsche Glasfaser bei der Anbindung der Schulen massive Probleme hat“, so Raab. Die jetzt angekündigten Änderungen hätten schon vor Monaten erfolgen müssen. „Jetzt so zu tun, als ob man nachbessert, ist reine Kosmetik.“
Auch die Kontrolle durch das zuständige Breitbandbüro des eGo-Saar hat nach Ansicht des Digitalisierungsdezernenten der Stadt versagt. Das müsse für kommende Projekte zwingend verbessert werden.
Deutsche Glasfaser bedauert Verzögerungen
Wie der regionale Pressesprecher der Deutschen Glasfaser, Thomas Schommer, im SR-Interview einräumte, kommt es beim Ausbau des Glasfasernetzes an den Schulen insgesamt zu einer Verzögerung von einem Jahr. Das bedauere man sehr. Ursache sei die aktuelle Lage auf dem Baumarkt.
"Man muss sich die Größenordnung einmal klar machen: Wir reden über 330 Schulstandorte, die erschlossen werden. Das ist eine Bauleistung von rund 260 Kilometern", so Schommer. Das sei klassischer Tiefbau. "Dafür brauchen sie Menschen, dafür brauchen sie Material." Und das sei derzeit knapp.
Ausbau mit großen Problemen
Die Deutsche Glasfaser, die in einem Großteil des Saarlandes den Aufbau des Glasfasernetzes durchführt, steht immer wieder in der Kritik – teils wegen Baumängeln, teils auch wegen aggressiver Haustürwerbung. Hinzu kommt, dass der Glasfaserausbau bereits in mehreren Gebieten, wegen zu geringer Nachfrage in der Phase der sogenannten Nachfragebündelung bereits gescheitert ist oder zu scheitern droht.
Mindestens 33 Prozent der Haushalte, so die Vorgabe des Unternehmens, müssen in einem Ausbaugebiet einen Vertrag abschließen, damit der Ausbau überhaupt stattfindet. Andere Unternehmen wie Energis oder die Deutsche Telekom, die ebenfalls am Glasfaser-Ausbau im Saarland beteiligt sind, arbeiten mit ähnlichen Quoten.
Vergangenes Jahr scheiterte daran beispielsweise St. Ingbert. Das gleiche Schicksal droht derzeit beispielsweise auch Dudweiler und dem Saarbrücker Stadtteil Scheidt, wo die Nachfrage vier Tage vor Ablauf der Frist nur bei rund der Hälfte der geforderten Verträge liegt.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 25.04.2023 berichtet.