Saarland entwickelt Frankreichstrategie weiter
Mehr Austausch, mehr Begegnungen und ein Ausbau der Mehrsprachigkeit – das sind die weiteren Ziele der Frankreichstrategie des Saarlandes. Die Landesregierung hat die Pläne am Donnerstag vorgestellt.
Fast zehn Jahre alt ist die Frankreichstrategie des Saarlandes inzwischen. Die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte vor allem auf die Mehrsprachigkeit gesetzt. Bis 2043 sollten die neuen Generationen neben Englisch alle auch Französisch können.
83 Élysée-Kitas im Saarland
Am Donnerstag wurden nun neue Pläne zur Frankreichstrategie vorgestellt – die ersten unter der SPD-Alleinregierung. Mehrsprachigkeit soll wieder vertieft werden, außerdem soll es mehr Austausch geben, mehr Kooperationen, etwa im Gesundheits- oder Energiebereich.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Élysée-Kitas im Saarland auf 83 gestiegen – in ganz Deutschland sind es gerade einmal 114 mehr. Ab der Grundschule kommen alle Kinder mit Französisch in Kontakt, und die Sprache wird in zwei Drittel der weiterführenden Schulen gelehrt - auch wenn die Zahl der Französisch lernenden Schüler seit 2015 rückläufig ist.
Weltweit beachtet
„Das ist auch ein Punkt, der international, wenn ich in Brüssel oder Paris unterwegs bin, sehr beachtet wird, weil das viele andere Länder nicht haben“, sagt David Lindemann, Chef der Saarbrücker Staatskanzlei und Bevollmächtigter für Europaangelegenheiten. „Insofern ist es für uns auch wichtig, den Spracherwerb weiterhin zu forcieren und auch die wirtschaftliche Komponente darzustellen.“
Kanada und andere frankophone Länder seien auf das Saarland aufmerksam geworden, so Lindemann. Der Küchenhersteller Nobilia habe sich unter anderem deswegen auf dem Lisdorfer Berg niedergelassen.
Sprache als Standortvorteil
Neben Englisch auch Französisch zu können, das sei ein echter Standortvorteil. „Man erlebt, dass die Frankreichstrategie ein absolutes Alleinstellungsmerkmal im bundesdeutschen Kontext ist. Sie ist das Alleinstellungsmerkmal, das uns zum französischsten aller Bundesländer macht.“
Das Land, so Lindemann weiter, werde übergreifend dafür beglückwünscht. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) habe zu Recht gesagt, dass die Frankreichstrategie wahrscheinlich eine der besten Ideen gewesen sei, die je im Saarland geboren wurden.
Gemeinsame Transformation
Künftig soll noch viel mehr wirtschaftlich zusammen gearbeitet werden. Nach der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl soll hier jetzt eine europäische Region für erneuerbare Energien und Wasserstoff entstehen. „Wir haben im Projekt ‚Mosaik‘ vor, eine Art europäisches Wasserstoffrückgrat zu bilden, über Frankreich nach Deutschland bis nach Luxemburg – eine 100-Kilometer-Leitung, die die Umwidmung einer Gasleitung zu einer Wasserstoffleitung werden könnte.“
Verbesserungen in der medizinischen Versorgung
Darüber hinaus soll es schon bald einen Gesundheitskorridor entlang der Grenze geben, der die Inanspruchnahme gesundheitlicher Dienstleistungen dies- und jenseits der Grenze ohne große bürokratische Hürden ermöglichen soll. Bis jetzt funktioniert die Zusammenarbeit in diesem Bereich nur sehr schlecht, es gibt große Kommunikationsprobleme beispielsweise bei Rettungseinsätzen.
„Wenn ich in einen Notfall gerate, macht es keinen Unterschied, ob ich 300 Meter links oder acht Kilometer rechts der Grenze bin, sondern ich komme zum nächsten Krankenhaus“, stellt es sich Staatsekretär Lindemann vor.
Und schließlich Olympia: Näher als nach Paris werde Olympia den Saarländern nicht mehr kommen. Darum wolle das Land seine Teilnahme weiter ausbauen.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 02.02.2023 berichtet.