Stahlindustrie im Saarland. Das Stahlunternehmen Dillinger (Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold)

Saar-IHK richtet Forderungen an Bundesregierung

Jimmy Both   23.03.2023 | 16:32 Uhr

Die saarländische Industrie- und Handelskammer fürchtet um die Zukunft der Industrie in Deutschland. Sie hat einen Katalog mit zehn Forderungen an die Bundesregierung gerichtet. Viele Betriebe kämpfen mit Unsicherheiten in der Energieversorgung.

Hans-Ulrich Koch steht in einer Produktionshalle der Dillinger Fabrik Gelochter Bleche. Die Maschinen laufen. Auch das Geschäft läuft, zumindest besser als erwartet. Nach schwierigen Corona-Jahren schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Hohe Strompreise und die unsichere Energieversorgung bereiten Koch Sorgen.

„Wir haben eine Strompreissteigerung. Wir sind kein energieintensiver Betrieb, aber der Strom kostet dieses Jahr 50 Prozent mehr als letztes Jahr“, erzählt Koch. In anderen Ländern sei der Preis niedriger. „Gerade in Deutschland ist der Strompreis extrem hoch. Wir haben doppelt so hohen Kosten wie in unseren Werken in Bulgarien und den Niederlanden.“

Video [aktueller bericht, 23.03.2023, Länge: 2:59 Min.]
Mittelständler in Sorge um Energiepreise

Energieversorgung Teil der Forderungen

Hans-Ulrich Koch ist auch Vorsitzender des Industrieausschusses der saarländischen Industrie- und Handelskammer. Gemeinsam mit 53 weiteren Industrievertretern hat er zehn Forderungen an die Bundesregierung adressiert. Diese Forderungen sind mal mehr, mal weniger konkret.

Das Stromangebot solle „ideologiefrei“ ausgebaut werden. Genaue Vorschläge finden sich dabei nicht. Um Energiesicherheit zu gewährleisten, solle die Bundesregierung neue Energiepartnerschaften abschließen.

Die Dillinger Fabrik gelochter Bleche würde gerne eine eigene Photovoltaik-Anlage stärker ausbauen. Doch das werde durch komplizierte Planungsverfahren erschwert. Beschleunigte Verfahren sind auch Teil des Forderungskatalogs.

Zehn Forderungen der IHK an die Bundesregierung
Audio [SR 3, Jimmy Both, 23.03.2023, Länge: 02:32 Min.]
Zehn Forderungen der IHK an die Bundesregierung

Unsicherheiten in der Planung

Das Saarlouiser Unternehmen „Lakal“ würde gerne seinen Betrieb erweitern. Zum bestehenden Werk auf dem Lisdorfer Berg soll eine weitere Halle hinzukommen. Aber für Geschäftsführer Heiko Sonnekalb gibt es noch einige Unklarheiten.

„Die größten Probleme aktuell sind die Entwicklungen der Baukosten. So ein Bauprojekt wird mehrere Jahre vorbereitet und die Kostenschätzungen haben sich deutlich verändert.“ Auch die Heizung ist ein Problem. Aktuell heizt Lakal mit Gas. Das sollte auch in der neuen Halle geschehen. Jetzt ist allerdings noch unklar, wie geheizt werden wird. Sonnekalb hätte gerne weniger Vorgaben bei Heizverfahren. „Wir wünschen uns, dass es möglichst technologieoffen ist, sodass wir als Unternehmen uns das Beste aussuchen können.“

Industriestrompreis soll kommen

Die Bundesregierung plant einen Industriestrompreis. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) will dieses Vorhaben im Bundesrat beschleunigen. Die Forderungen der Saar-IHK gehen aber über Energiepreise und -versorgung hinaus.

So wollen die Industrievertreter beispielsweise die Unternehmenssteuern auf international vergleichbare Werte senken. Freihandelsabkommen etwa mit Kanada oder Südamerika sollten vorangetrieben werden. Um die nötigen Arbeitskräfte zu haben, brauche es Zuwanderung von Fachkräften.

Sorge um Industriestandort Deutschland

Mit ihren Vorschlägen will die IHK die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland stärken. Sie befürchtet, dass die deutsche Industrie im internationalen Wettbewerb bei den aktuellen Voraussetzungen den Anschluss verlieren könnte.

Der Forderungskatalog soll über die saarländischen Bundestagsabgeordneten und die Deutsche Industrie- und Handelskammer an die Bundesregierung herangetragen werden.  

Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 23.03.2023.


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