Trierer Politikwissenschaftler Jun zur Kritik am Flüssiggas-Deal mit Katar
Katar will von 2026 an Flüssigerdgas nach Deutschland liefern. Die geplante Menge könnte etwa drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs decken. Die Kritik am Handel mit autoritären Staaten hält der Trierer Politikwissenschaftler Uwe Jun aber für überzogen.
Katar und Deutschland haben sich auf einen Liefervertrag von Flüssigerdgas geeinigt: Die Lieferungen ab 2026 sollen bis zu zwei Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) im Jahr umfassen und über mindestens 15 Jahre gehen. Es ist ein Deal, der auch für Kritik sorgt.
Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Uwe Jun von der UniversitätTrier wäre die deutsche Ökonomie ohne den Handel mit autoritären Staaten in vielen Bereichen aber nicht existent. Deutschland sei nun einmal abhängig von Ressourcenlieferungen aus autoritären Staaten.
Die Diskussion um den Handel mit autoritären Staaten sieht er denn auch kritisch. "Wir alle wussten schon, dass wir ein rohstoffarmes Land sind und dass wir, was den Rohstoffimport betrifft, abhängig sind vom Welthandel."
Auch kleine Mengen unverzichtbar
Die Laufzeit von mindestens 15 Jahren wertete Jun, wie auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (SPD), als Erfolg. „Die deutsche Wirtschaft ist ja gar nicht in der Lage, so schnell nur auf erneuerbare Energien umzusteigen.“ Angestrebt werde, bis 2035/2040 – also innerhalb der nächsten 15 Jahre – gänzlich auf erneuerbare Energien umzustellen.
Zwei Millionen Tonnen jährlich seien dabei sicherlich nur ein kleiner Beitrag, so Jun. „Aber viele kleine Beiträge braucht die deutsche Industrie, brauchen die deutschen Verbraucher, brauchen wir alle für unsere Gasheizungen oder für unsere Fernwärme.“
Insofern könne die Bundesrepublik Deutschland an vielen Stellen eben auch nicht auf diese kleinen Mengen verzichten.
Über dieses Thema hat auch die Sendung "Stand der Dinge" am 29.11.2022 auf SR 1 berichtet.