Bildungsministerium startet Ombudsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt
Die unabhängige Ombudsstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt im Saarland hat am Dienstag ihre Arbeit aufgenommen. Hintergrund für deren Einrichtung ist der Missbrauchsfall eines pädophilen Priesters aus Friedrichsthal. Die neue Stelle soll auch permanenter Ansprechpartner für Schulen sein.
Die mutmaßlichen Missbrauchstaten des inzwischen verstorbenen Friedrichsthaler Priesters Edmund Dillinger haben bundesweit für Aufsehen gesorgt. Jahrzehntelang soll er sexuellen Missbrauch an Jungen und jungen Männern betrieben und diesen mit Fotos und Videos dokumentiert haben. An die Öffentlichkeit kamen die Taten erst vor wenigen Wochen durch den Neffen Dillingers, der die Aufnahmen in dessen Wohnung entdeckt hat.
Das Bistum Trier hatte Dillinger 20 Jahre lang unter anderem in den Schuldienst ans Max-Plank-Gymnasium Saarlouis geschickt hat. Damals hätten die Verantwortlichen auf kirchlicher Seite keine Angaben zur Vergangenheit Dillingers gemacht. Weil er durch einen Gestellungsvertrag in den Schuldienst gelangte, will das das saarländische Bildungsministerium nun alle Gestellungsverträge dieser Art überprüfen.
Unterdessen haben sich die Ermittlungen im Fall Dillinger nach Hinweisen über einen Pädosexuellenring weit über das Bistum Trier hinaus ausgeweitet.
Engere Zusammenarbeit mit Bistum gefordert
Als Reaktion auf den Skandal hatte das Saar-Bildungsministerium bereits Mitte April angekündigt, bald eine Ombudsstelle für mögliche Missbrauchsbetroffene des Priesters einzurichten. Diese ist nun per Mail und Telefon erreichbar. Sie soll Anlaufstelle für Opfer und Zeugen sexualisierter Gewalt sein, aber auch als permanente Anlaufstelle für Schulen fungieren.
Bei der Ombudsstelle werden Mitarbeiter des Bildungsministeriums aus den Bereichen Schulaufsicht, Justiziariat und Prävention eingesetzt. Die Stelle soll auch mit den Kirchen, insbesondere dem Bistum Trier zusammenarbeiten – dabei erwarte man jedoch mehr Zusammenarbeit und Aufklärung als bisher.
Demnach habe das Ministerium bislang keinerlei verwertbare Unterstützung oder Hinweise erhalten, um zu überprüfen ob etwa Priester mit pädophilen Neigungen an saarländischen Schulen eingesetzt wurden. "Ich erwarte von der katholischen Kirche hier deutlich mehr als das, was sie bisher zur Aufklärung beigetragen hat", sagte die Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD).
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 25.04.2023 berichtet.