Trotz Fachkräftemangel: Kaum Personalsuche im Ausland
Der Fachkräftemangel wird zu einem immer größeren Problem - auch im Saarland. Dennoch heuern nur wenige Unternehmen geeignete Mitarbeiter aus anderen Ländern an. Laut einer Studie sucht nur etwa jedes sechste Fachkräfte im Ausland. Dabei zeigt der Pflegebereich im Saarland, dass es funktionieren kann.
Wie eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung belegt, versuchen lediglich 17 Prozent der Unternehmen in Deutschland, Fachkräfte im Ausland zu werben. Gleichzeitig berichteten 73 Prozent der Firmen von Fachkräfteengpässen und damit mehr als zuvor. Vor allem die Nachfrage nach Personen mit Berufsausbildung lege zu.
Bundesweit hätten 58 Prozent der Betriebe in diesem Bereich Bedarf angemeldet. Im Saarland ist der Bedarf mit 62,9 Prozent noch deutlich größer. Bei akademischen Berufen sind es bundes- wie auch saarlandweit rund 30 Prozent gewesen.
Kaum Suche im Ausland
Doch trotz der prekären Lage und der großen Schwierigkeiten, Fachkräfte zu gewinnen, strecken nur die wenigsten Unternehmen ihre Fühler in Richtung Ausland aus. Der Studie zufolge sucht nur etwa jedes sechste Unternehmen (17 Prozent) nach eigenen Angaben Fachkräfte im Ausland, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh bei der Vorstellung des aktuellen Fachkräftemonitors. Im Saarland liegt die Zahl mit 16,3 Prozent sogar noch etwas darunter.
Pflegebereich geht voran
Dabei gibt es aus dem Saarland positive Beispiele, die belegen, dass das Werben von Fachkräften auch aus Nicht-EU-Staaten gelingen und zum Erfolg führen kann. So läuft derzeit bereits die dritte Bewerbungsrunde für mexikanische Pflegekräfte für eine Tätigkeit am Universitätsklinikum Homburg und dem Klinikum Saarbrücken.
Derzeit arbeiten bereits 80 Pflegekräfte aus Mexiko im Saarland, 200 weitere Bewerbungsgespräche stehen an. Zudem ist derzeit auch Pflegepersonal aus Indien und dem Kosovo im Gespräch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
„Von der Anwerbung von Fachkräften für die Pflege und den medizinischen Bereich profitieren die Kliniken im Saarland sehr“, sagte Christiane Lauer von der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Und auch die Verantwortlichen der Kliniken sprechen von einem „Riesenerfolg“.
Im Saarland fanden nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in der Vergangenheit zudem auch Arbeitgeberinformationsveranstaltungen für die Bereiche Softwareentwickler und Erzieher statt.
Zu große Bürokratie
Warum aber gehen so wenige Firmen diesen Weg, wenn er doch offenbar erfolgversprechend ist? Laut der Bertelsmann-Studie sind die Hindernisse für die Rekrutierung im Ausland nach wie vor zu hoch. Als Hauptprobleme hätten Unternehmen Sprachbarrieren, rechtliche und bürokratische Hürden sowie die schwierige Einschätzung ausländischer Qualifikationen genannt.
Christiane Lauer von der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur sieht in dem Abbau von Bürokratie einen wichtigen Schritt. „Vorschriften müssen vereinfacht und Prozesse beschleunigt werden.“ Das Bundeskabinett habe daher am 30. November einem Eckpunktepapier zur Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zugestimmt. „Dieses Eckpunktepapieren modernisiert und verbessert das Einwanderungsrecht“, so Lauer.
Einwanderungsrecht soll verbessert werden
Das Papier sieht unter anderem vor, dass es aus Drittstaaten stammenden Jobsuchenden "mit gutem Potenzial" ermöglicht werden soll, sich zur Suche eines Arbeitsplatzes in Deutschland aufzuhalten. Dafür soll nach dem Vorbild des kanadischen Punktesystems eine "Chancenkarte" eingeführt werden.
Als weitere Säule des neuen Konzepts soll denjenigen Drittstaatsangehörigen die Einwanderung ermöglicht werden, die mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen in ihrem Herkunftsland staatlich anerkannten, mindestens zweijährigen Berufsabschluss erworben haben. Für diese Gruppe soll dann in nicht reglementierten Berufen künftig darauf verzichtet werden, dass ihr Abschluss in Deutschland formal anerkannt sein muss.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 08.12.2022 berichtet.