Könnten Industriearbeiter den Fachkräftemangel abfedern?
Im saarländischen Handwerk werden dringend Fachkräfte gesucht. Ein Wechsel von Arbeitskräften aus der Industrie, zum Beispiel von Ford oder V&B Fliesen ist aus Sicht der Handwerkskammer aber nicht so einfach.
Wie geht es mit den Beschäftigten aus dem Industriesektor weiter, die ihren Job verlieren? Mit dieser Frage hat sich die Handwerkskammer Saar beschäftigt.
Betroffen sind unter anderem rund 200 Mitarbeiter vom Merziger Werk von V&B Fliesen. Denn das Fliesenwerk wird Ende des Jahres seine Türen schließen.
Unklar ist derzeit auch, wie es mit dem Ford-Standort in Saarlouis und dessen rund 4600 Mitarbeitern weitergeht. Seit der Ford-Konzern im Juni verkündet hatte, dass das neue E-Auto in Valencia produziert werde, gibt es noch keine konkreten Pläne für Saarlouis.
Nachschulungen notwendig
Gleichzeitig herrscht auch im Saarland Fachkräftemangel im Handwerk. Theoretisch könnten die Industrie-Beschäftigten den Mangel zumindest teilweise abfedern, so die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer (HWK), Doris Clohs. Aber es gebe Hürden.
So seien zwar viele Industriebeschäftigte im Handwerk ausgebildet worden, müssten aber nach vielen Jahren in der Industrie bei einem Wechsel zum Handwerk nachgeschult werden. Hierzu stehe man bereits mit der Arbeitsagentur im Austausch und biete auch selbst Weiterbildungsmöglichkeiten an.
Überzeugungsarbeit beim Wechsel
Eine weitere Hürde für einen Wechsel ins Handwerk sei die Befürchtung, dass im Handwerk weniger bezahlt wird. Die Bezahlung sei in vielen Bereichen jedoch sehr gut – vor allem im Klimasektor, so Clohs. Hier brauche es noch Überzeugungsarbeit.
Das Handwerk im Saarland biete außerdem viele gute Ausbildungs-und Karrieremöglichkeiten. Dennoch brauche es Zeit, Beschäftigte aus der Industrie ins Handwerk zu bringen.
Über dieses Thema wurde auch in den SR-Hörfunknachrichten am 22.08.2022 berichtet.