Teschnische Anlagen der Energiewirtschaft (Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau)

Warum Gas-Preissenkungen nicht beim Verbraucher ankommen

Axel Wagner   23.10.2022 | 14:42 Uhr

Auch wenn er immer noch deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegt, ist der Preis für Erdgas zuletzt deutlich gesunken. Beim Endverbraucher kommt das jedoch nicht an. Grund sind die langfristig angelegten Beschaffungsstrategien der Gasversorger.

Der Preis für europäisches Erdgas hat Anfang der Woche weiter nachgegeben, wenn auch auf einem anhaltend hohen Niveau. In einem sogenannten Terminkontrakt TTF, der als richtungsweisend für den Erdgasmarkt gilt, waren rund 132 Euro je Megawattstunde (MWh) fällig – ein deutliches Minus zum Augusthoch von mehr als 300 Euro. Grund für die Entspannung ist, dass die Fortschritte bei den Ersatzlieferungen für russisches Erdgas spürbar werden.

"Flüssiggas ist deutlich teurer und hat die Preise insgesamt nach oben katapultiert"
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi, 19.01.2023, Länge: 04:18 Min.]
"Flüssiggas ist deutlich teurer und hat die Preise insgesamt nach oben katapultiert"

Weitergabe mit Verzögerung

Die meisten Endverbraucher bekommen von dieser Entspannung aber zumindest kurzfristig nichts zu spüren. Schuld daran sind die Strategien, nach denen die Gasversorger am Markt einkaufen. „Die Energis GmbH beschafft ihr Erdgas zur Risikostreuung verteilt über einen Zeitraum von drei Jahren im Voraus“, teilte Energis-Sprecher Michael L’huillier dem SR mit. „Dadurch haben kurzfristige Preisschwankungen keinen Einfluss auf den Endpreis.“

Video [aktueller bericht, 19.01.2023, Länge: 3:37 Min.]
Sinkende Energiepreise: Warum sie nicht beim Verbraucher ankommen

Für den Endkunden ist diese Beschaffungsstrategie ein zweischneidiges Schwert. Einerseits schlagen so kurzfristige, hohe Preissteigerungen am Gasmarkt nicht auf die Endverbraucherpreise durch. Andererseits profitieren Verbraucher dann aber auch nicht von kurzfristig günstigeren Gaspreisen.

„Grundsätzlich wirken sich Preisänderungen an den Energiemärkten immer mit einem gewissen Zeitverzug auf die Endpreise der Kunden aus“, weiß auch Stefan Eichacker von Energie SaarLorLux. Er verweist auf den Terminmarkt Jahresfuture der Leipziger Energiebörse EEX.

Versorger kaufen am Terminmarkt

Am Terminmarkt wird Energie für bis zu mehrere Jahre im Voraus eingekauft, was langfristige Planungen und Absicherung ermöglicht. Solche Terminkontrakte für Handelswaren (englisch: Commodities) werden an den Börsen als Futures bezeichnet.

Für Erdgas mussten Gasversorger 2021 – also für die Lieferung im Jahr 2022 – am Terminmarkt im Durchschnitt 34,04 Euro pro MWh Erdgas bezahlen. In diesem Jahr, mit Lieferung in 2023, liegt der Durchschnittspreis bei 115,70 Euro.

Gas ab Januar deutlich teurer

Energie SaarLorLux hat die Gaspreise 2022 nach eigenen Angaben weitgehend stabil gehalten, abgesehen von den beiden gesetzlich verpflichtenden Umlagen, der Gasspeicherumlage und der Bilanzierungsumlage.

Ab Januar müssen sich Erdgaskunden aber zumindest bei der Energie SaarLorLux erst einmal auf hohe Preissteigerungen einstellen. Zwar könne man noch keine finalen Angaben machen, so Eichacker.

Sicher ist aber, dass es deutlich teurer wird, zumal die von der Bundesregierung geplante Gaspreisbremse erst zum März kommen soll und die Stadtwerke Saarbrücken als Netzbetreiber in der Landeshauptstadt auch noch die Netznutzungsentgelte erhöhen wollen.

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