Warum Wolfspeed seine Chip-Fabrik im Saarland baut
Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed hat seine Pläne für die weltweit größte Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter in Ensdorf vorgestellt. Bei der Präsentation, bei der auch Kanzler Scholz und Bundeswirtschaftsminister Habeck dabei waren, erklärte CEO Gregg Lowe, was den Ausschlag für das Saarland gegeben hat.
Es ist offiziell: Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed wird auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände in Ensdorf eine Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter bauen. Das hat der Konzern am Mittwochnachmittag bekanntgegeben. Laut CEO Gregg Lowe wird man die größte und modernste Fabrik für diese Art von Halbleitern weltweit bauen.
Das Investitionsvolumen in Ensdorf soll rund 30 Prozent über dem des bisher größten Werkes von Wolfspeed liegen. Das wären rund 2,5 Milliarden Euro. Mittelfristig sollen rund 600 Arbeitsplätze in Ensdorf entstehen.
Mehrere Faktoren ausschlaggebend fürs Saarland
Sie hätten sich bei der Suche nach einem geeigneten Standort "einfach ins Saarland verliebt", sagte Wolfspeed-CEO Lowe bei der Präsentation der Pläne. Die an dem Automobilstandort verfügbaren Fachkräfte seien einer der entscheidenden Faktoren gewesen, warum die Wahl auf das Saarland gefallen sei, hatte Lowe zuvor erläutert. Daneben hätten auch die zentrale Lage in Europa und die naheliegende Saar, die zur Kühlung genutzt werden könne, eine wichtige Rolle gespielt.
Beginnen sollen die Bauarbeiten für die neue Fabrik, wenn die endgültige Zusage der EU für eine Förderung vorliegt. Man rechne damit, dass das im ersten Halbjahr 2023 passiert. Lowe erwartet eine staatliche Förderung von 20 bis 25 Prozent der Investitionssumme. Die Wolfspeed-Fabrik ist als Teil eines IPCEI-Gemeinschaftsprojekts geplant. Dabei fördert die EU transnationale, wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse.
Partnerschaft mit ZF
Bei dem Projekt geht Wolfspeed eine Partnerschaft mit dem Automobilzulieferer ZF ein. Dazu erwirbt ZF eine Minderheitsbeteiligung an Wolfspeed, wie ZF-Vorstandschef Holger Klein bestätigte.
Die genaue Summe wurde nicht genannt, es sei aber ein dreistelliger Millionenbetrag, so Klein. Neben der Kooperation für die Fabrik am Standort Ensdorf planen Wolfspeed und ZF auch ein Zentrum für Forschung und Entwicklung. Der Standort dafür steht allerdings noch nicht fest.
Scholz: "Im Saarland nächste große industrielle Revolution mitprägen"
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) extra für die Präsentation der Pläne ins Saarland angereist war, sagte, es sei kein Zufall, dass die neuen Arbeitsplätze gerade am Standort Saarland entstünden. Denn dort gebe es einerseits viel technisches Knowhow, andererseits Umbruchserfahrungen: "Im Saarland finden Sie genau die Bedingungen, die Wolfspeed und ZF brauchen, um gemeinsam die nächste große industrielle Revolution mitzuprägen."
Das Projekt trage auch dazu bei, die Resilienz der deutschen und der europäischen Industrie zu steigern, sagte Scholz. "Man kann ohne Übertreibung sagen: Mit dem Bau dieser Fabrik kehrt die industrielle Revolution nach Ensdorf zurück."
Ähnlich positiv wird die Ansiedlung auch von der Landespolitik, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften bewertet. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte, die Entscheidung von Wolfspeed stünde wie auch schon die Entscheidung von ZF, Saarbrücken zum Leitstandort für Elektomobilität zu machen, sowie die milliardenschweren Investitionen in einen klimafreundlichen Umbau der Stahlindustrie für einen wirtschaftlichen "Aufbruch" im Saarland. Damit würde ein neues Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte des Saarlandes aufgeschlagen.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 01.02.2023 berichtet.