Geteilte Meinungen zu neuer Leitung des Landesamtes für Vermessung
Am 1. Mai soll die Juristin Elena Weber die Leitung des saarländischen Landesvermessungsamts übernehmen. Mehrere Berufsverbände sprechen von einer "krassen Fehlbesetzung". Bedenken kommen auch von der AfD im Landtag. SPD und CDU halten die Wahl für unkritisch.
Es ist eine Behörde voller Experten: Hier wird kartografiert, Kataster werden erstellt, Grundstückswerte ermittelt – es geht um komplexe Verfahren. Auch der bisherige Leiter des Landesvermessungsamtes, Thomas Lehnert, ist vom Fach.
Anders sieht das hingegen bei der designierten Behördenchefin Elena Weber aus. Die Juristin arbeitete zunächst für die CDU-Landtagsfraktion. Anschließend war sie in der Staatskanzlei als Abteilungsleiterin eine enge Mitarbeiterin des früheren Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU).
SPD und CDU haben keine Bedenken
Dass sie nun das Landesvermessungsamt leiten soll, sieht die SPD im Landtag nicht als Problem an. "Die Leitung einer Behörde ist nicht in erster Linie an die Fachlichkeit gebunden, sondern an die Frage gebunden, ob jemand in der Lage ist, Personalführung, Finanzverantwortung und Organisationsentwicklung zu betreiben", begründete der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Commerçon.
Auch die CDU als größte Oppositionspartei widerspricht nicht. "Die fachliche Prüfung und die fachliche Geeignetheit stellt abschließend das saarländische Kabinett fest", so die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Anja Wagner-Scheid.
Das zuständige Umweltministerium begründet die Wahl unter anderem mit dem Fachkräftemangel. Es sei wenig zielführend Leitungsstellen, die in erheblichem Maße administrative Aufgaben wahrnehmen durch einen Fachmann oder eine Fachfrau zu besetzen. "Es macht mehr Sinn dieses Fachwissen auf den entsprechenden Stellen in den Fachabteilungen und -referaten einzusetzen."
"Krasse Fehlbesetzung" aus Sicht der Berufsverbände
Mehrere Berufsverbände halten die Besetzung hingegen für falsch. Die Stellenbesetzung durch eine "fachfremde Juristin" sei nicht akzeptabel, teilten die Berufsverbände des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure, des Deutschen Vereins für Vermessungswesen und des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure mit.
Es sei nicht vorstellbar, dass eine Behördenchefin ohne die erforderlichen fachlichen Kenntnisse gute und zukunftsweisende Entscheidungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger des Saarlands treffen könne.
"Die verantwortlichen Politiker treffen durch die Auswahl einer fachfremden Person eine krasse Fehlbesetzung, die der ohnehin personell schwach besetzten Vermessungsverwaltung künftig die Erfüllung ihrer Aufgaben gravierend erschweren wird", so die Berufsverbände.
Kritik gibt es auch von Seiten der AfD. Die Besetzung, noch dazu ohne Ausschreibung, schade dem Klima in der Behörde, so AfD-Fraktionschef Josef Dörr. Die Besetzung mit einer fachfremden Person könne demotivierend wirken.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 17.04.2023 im SR Fernsehen berichtet.